Der Ball war kein Freund, wie Josef Hader gesteht: "Ich war immer sehr schlecht im Sport. Da ist es sehr schön, wenn für uns dicke Kinder, die wir immer schlecht Fußball gespielt haben, im Fernsehen doch noch was geht. . .", erzählt er. Und wie was geht: Hader nahm und nimmt regen Anteil am Fußball-Geschehen - und wegen der WM nach seinem gestrigen Auftritt in Graz und seinem heutigen in Salzburg eine fünfwöchige Auszeit auf der Bühne. Zuvor verriet er im Fischerdorf Moscenicka Draga, wo er am Drehbuch für seinen nächsten gemeinsamen Film mit Wolfgang Murnberger schreibt, seine WM-Sicht.

Die Arbeit am Filmprojekt erfordert nachhaltige Konzentration - bleibt da noch Raum für Fußball?

JOSEF HADER: Eine Weltmeisterschaft ist ja kein Alltagsereignis. Und ich verfolge ja auch sonst das Fußballgeschehen mit regem Interesse. Daher warte ich mit ziemlicher Vorfreude auf die WM.

Sind Sie eigentlich neutral? Oder gibt es für Sie doch so etwas wie sentimentale Favoriten?

HADER: Von vornherein bin ich einmal von jeder Sympathiezuwendung unbelastet und lass mich überraschen. Mein Herz wird aber für jene Teams schlagen, die besonders schönen, attraktiven Fußball bieten. Und das erhoffe ich mir in erster Linie von zwei Südamerikanern: Argentinien und Brasilien.

Dass Österreich nicht dabei ist, tut Ihrer positiven Erwartungshaltung keinen Abbruch?

HADER: Nein, keineswegs. Das freut mich zwar nicht, aber es hat auch seine Vorteile, weil: Vorab sind einmal die beiden Südamerikaner meine sogenannten "sentimentalen Favoriten".

Und Europameister Spanien?

HADER: Von Spanien sagen sowieso alle: Die werden es machen. Aber erfahrungsgemäß setzt sich ja nicht immer der Favorit durch. Wer zum Beispiel hätte sich heuer in der Champions League, zu einem Zeitpunkt, als Barcelona, Real Madrid, Chelsea, Manchester und Arsenal im Bewerb waren, ein Endspiel zwischen Inter Mailand und Bayern erwartet?

Aber die Spanier spielen doch einen sehr ansehnlichen Fußball.

HADER: Stimmt! Speziell, wenn ich an Barcelona denke. Aber da kommen wir gleich zu einzelnen Spielern. Und da wiederum verbindet mich eine besondere Sympathie mit Lionel Messi. Er ist mein absoluter Lieblingsspieler - und er spielt bei der WM für Argentinien. Wie übrigens auch Diego Milito von Inter, der große Held des Champions-League-Finales. In diesem Zusammenhang bin ich übrigens als großer Freund des ästhetischen Spiels der FIFA sehr dankbar.

Inwiefern und wofür?

HADER: Für die zunehmend strengere Durchsetzung des Schutzes besonders guter Offensivspieler. Früher wurden diese Ballkünstler oft ungestraft abgeklopft oder von "Sonderbewachern" spielunfähig getreten. Ich erinnere mich, dass auch österreichische Trainer sich solcher Methoden bedient und diese dann zynisch als "internationale Härte" bezeichnet haben. Diese Zeiten sind zum Glück dank der verschärften Regelinterpretation vorbei. Deshalb können heute auch physisch weniger robuste Artisten oder Kleine wie ein Messi oder ein Iniesta groß ins Rampenlicht treten.

Was sagen Sie zum umstrittenen Austragungsort Südafrika?

HADER: Erst kürzlich habe ich gelesen, dass die europäischen Nationen aus Organisations- und Sicherheitsgründen die WM lieber in Asien oder Südamerika gehabt hätten, aber dass sich FIFA-Präsident Joseph Blatter durchgesetzt hat. Weil er zum einen die Stimmen der Afrikaner für seine Wiederwahl braucht und zum anderen mit Südafrika TV-Übertragungen zu besten Sendezeiten und somit hohe Einschaltquoten in Europa, woher die FIFA ja das meiste Geld lukriert, garantiert sind. Ich begrüße die WM in Südafrika nicht aus diesem Geschäftskalkül heraus, aber aus anderen Gründen sehr.

Und die wären?

HADER: Der afrikanische Kontinent mit all seinen sozialen und politischen Problemen wurde und wird bei uns immer gern verdrängt. Jetzt rückt all das durch die zwangsläufig mit der WM einhergehende Hintergrundberichterstattung speziell über Südafrika und generell über den Kontinent viel stärker ins Bewusstsein. Das mag zwar vielleicht nicht unbedingt im Sinne des Erfinders sein, also in der Absicht der WM-Organisatoren. Aber es ist gut! Und es ist längst überfällig.