Wenn am Freitag in Johannesburg die erste WM in Afrika angepfiffen wird, dürfte neben dem Fußball das Thema Sicherheit die Gemüter bewegen. Für den Gastgeber Südafrika und seine Reputation ist es enorm wichtig, dass das Megaereignis reibungslos verläuft. Neben der gewöhnlichen Kriminalität sorgen sich die Verantwortlichen vor einer Terrortat während des vierwöchigen Turniers. Erst vorige Woche hatte der Sicherheitsexperte Ronald Sandee, die Möglichkeit eines Anschlags auf 80 Prozent beziffert - und vor Terrorzellen im Norden des südafrikanischen Nachbarlandes Mosambik gewarnt. Sandee untersucht seit Längerem die Terrorgefahr und hat angeblich Kontakt zum US-Geheimdienst.

Inzwischen hat das renommierte Institute for Security Studies (ISS) in Johannesburg derartige Warnungen jedoch öffentlich hinterfragt und sie als "unklar" und "unbegründet" beschrieben. Allerdings kämen die Warnungen schon deshalb nicht überraschend, weil bereits vor den letzten drei Weltmeisterschaften Anschlagspläne aufgedeckt worden seien. ISS-Terrorexpertin Anneli Botha moniert zudem, dass die jüngste Terrorwarnung auf überholten Informationen und Spekulationen beruht.

Ebenso werden vom ISS Vorwürfe bezweifelt, wonach der südafrikanische Geheimdienst auf Warnungen nur spät reagiere. "Für Südafrika ist der Erfolg des Turniers von derart großer Bedeutung, dass sein Geheimdienst mit Sicherheit sofort auf glaubwürdige Informationen reagieren würde" sagt ISS-Direktor Johan Burger.

Polizei fühlt sich gerüstet

Gut vorbereitet fühlt sich die Polizei auf die Gefahren der Kriminalität, die nach Einschätzung fast aller Experten die Hauptgefahr darstellt. Im Kampf gegen das Verbrechen wurde deshalb kräftig aufgerüstet: 44.000 Polizisten sollen das Spektakel schützen. Gerade um die Stadien, Fanmeilen und Innenstädte dürfte die Polizeipräsenz ungewöhnlich hoch sein. Die Regierung wird ein solches Aufgebot an Sicherheitskräften mobilisieren, dass sich die mittlerweile abgebrühten Südafrikaner fragen werden, warum sie sich stets nur dann sicher fühlen dürfen, wenn die Welt zu Gast ist. Schon beim Klimagipfel 2002 in Johannesburg waren Polizei und Armee derart stark präsent, dass sich Besucher dort sogar in der Nacht frei bewegen konnten.

Auch in den acht anderen Austragungsstädten dürfte es vor uniformierten Sicherheitskräften nur so wimmeln. "Seit Monaten geht es bei unseren Sicherheitsvorbereitungen nur noch um den Fußball" sagt ein hochrangiger Kapstädter Polizist, der anonym bleiben will. Auch habe die Polizei endlich all die Geräte bekommen, auf die sie seit Jahren vergeblich gewartet habe - Computer, Einsatzwagen und sogar neue Hubschrauber. "Erstmals seit Jahren sehe ich wieder positiv in die Zukunft, weil uns die Geräte nach der WM weiter zur Verfügung stehen", sagt der Polizist.

ISS-Direktor Burger setzt die erschreckend hohen Gewaltzahlen in Südafrika jedoch in Relation. "Die Kriminalität ist sicher eines der großen Probleme unseres Landes, sie stellt jedoch keine große Gefahr für Touristen dar, weil die sich meist in Sicherheitszonen bewegen. 80 Prozent aller Gewaltverbrechen werden aber in den Townships verübt, vor allem in deren Elendsvierteln."