Zwischen neun und 18 Uhr Hunde am Strand verboten", mahnt das Schild. Früher hing hier oft noch eine zweite Order, die Schwarzen ganztags den Zugang verwehrte: "Strand und Meer nur für Weiße" hieß es damals. Seit 20 Jahren sind die Schilder in Gordons Bay verschwunden. Mit dem Verblassen der Rassentrennung kommen Südafrikaner unterschiedlicher Hautfarbe verstärkt miteinander in Kontakt. Doch es gibt noch immer nur wenige Orte, an denen sie sich auf Augenhöhe begegnen. Einer davon ist der Supermarkt.

Hier war es auch, wo Oliver Borzo, ein 22-jähriger Amerikaner aus Iowa, seine südafrikanische Freundin Tsakani Chauke zum ersten Mal sah. Kurz zuvor war Oliver für ein soziales Jahr nach Hoedspruit gekommen, das in der Nähe des berühmten Krüger Nationalparks liegt. Schnell war ihm Tsakani im Supermarkt aufgefallen. Doch monatelang brachte er nicht den Mut auf, die 24-jährige Kassiererin direkt anzusprechen, auch wenn er sich stets bei ihr in die Schlange stellte.

Natürlich blieb seine Verliebtheit nicht unentdeckt: "Ihre Kolleginnen merkten offenbar, dass ich sie beobachtete, und fragten mich eines Tages ganz plötzlich, ob ich Tsakani nicht kennenlernen wollte. Mir war das alles so peinlich, dass ich mich erst mal aus dem Staub machte."

Gemischtrassige Liebe

Wenig später fragte er Tsakani dann doch nach einem Date - sie willigte ein.

Leicht ist der Weg für die beiden in den letzten 18 Monaten nicht gewesen. Weiß und Schwarz ist auf den Straßen der Kaprepublik auch 16 Jahre nach dem Ende der Apartheid noch immer ein Grund zum Staunen und Tuscheln. "Irgendwie ziehen wir immer alle Blicke auf uns" klagt Tsakani. "Viele, auch Jugendliche, starren uns oft an, weil eine gemischtrassige Beziehung in Südafrika eben noch immer die Ausnahme ist." Daran hat auch die in vielen Magazinen publizierte Ehe des weißen Fußballnationalspielers Matthew Booth mit einem schwarzen Fotomodell kaum etwas verändert.

Eines sticht am Kap sofort ins Auge: Geben sich Mann und Frau hier als gemischtes Pärchen zu erkennen, stammt in der Regel einer der beiden nicht aus Südafrika. "Ich habe noch kein Paar getroffen, bei dem beide Partner von hier sind", sagt auch Oliver, der schon viel im Land herumgekommen ist. So weit ist die Gesellschaft am Kap noch nicht.

"Das Leben in Südafrika ist schon merkwürdig", sagt er nachdenklich. "Ehe ich hierher kam, habe ich mich nie als Weißer, sondern immer zuerst als Oliver gesehen. Aber hier ist es andersherum - und das kann schon ziemlich stressig sein. Mir wäre es jedenfalls viel lieber, wenn wir weniger auffielen."

Tsakani sieht das genauso. "Viele machen dumme Kommentare und fragen mich ganz direkt, warum ich mit einem Weißen ausgehen würde. Unter ihren Freundinnen ist ihre Beziehung dennoch inzwischen deshalb akzeptiert, weil die meisten glauben, dass weiße Männer treuer als schwarze sind. Nur ihre Mutter hat sich mit dem Gedanken noch gar nicht angefreundet. Sie kann sich partout keinen weißen Schwiegersohn vorstellen - und sagt deshalb auch manchmal Verwandtschaftstreffen ab, um Oliver aus dem Weg zu gehen.

Schwarze Erwartungen

Aber auch jenseits der Familie gibt es bisweilen immer wieder kleine Konflikte. Dabei geht es oft um den Umgang mit Geld. Obwohl sich Tsakani nie offen über die eingeforderte "afrikanische Solidarität" beklagen würde, ärgert sie, dass selbst entfernte Bekannte plötzlich Unterstützung erwarten, weil ein Weißer im Spiel ist. "Weiß und Reich werden in Afrika oft gleichgesetzt, auch wenn Oliver selbst bislang nur sehr wenig verdient", sagt sie.

Es ist der emotionale Spagat vieler gemischter Paare: hier die überindividualisierte Industriegesellschaft des einen Partners, dort die totale Vereinnahmung durch die afrikanische Verwandtschaft, deren materielle Ansprüche selten befriedigt werden können. Tsakani hat diese Ambivalenz zumindest ansatzweise akzeptiert: "In afrikanischen Familien gilt man eben weniger als Individuum, sondern als Teil einer Gemeinschaft."

Eines ist beiden bei allen Hindernissen klar: dass ihre Zukunft eine gemeinsame sein soll. "Tsakani hat mein Leben enorm bereichert", sagt Oliver. Auch in puncto Rassenbeziehungen ist er hoffnungsvoll. "Meine Heimat hat sich ja auch verändert. Vor 60 Jahren wären wir in einigen Teilen der USA noch tätlich angegriffen worden, nur weil wir zusammen sind. Heute wählen die gleichen Leute, die uns damals vielleicht gelyncht hätten, einen schwarzen Mann zum Präsidenten." Oliver glaubt, dass sich auch Südafrika immer weiter von seiner rassischen Vergangenheit entfernen wird. "Die einzige Frage ist nur, wie lange es dafür braucht."

Nächste Folge: Kulturland Südafrika