Sie befürchten eine Eskalation der gewaltsamen Proteste. Nahezu täglich werfen wütende Einwohner der Townships Steine auf Polizisten, diese antworten mit Wasserwerfern und Gummigeschossen. Die Slumbewohner fühlen sich von der seit 16 Jahren amtierenden ANC-Regierung im Stich gelassen und werfen ihr vor, nicht für Arbeit, angemessene Wohnungen und sauberes Wasser zu sorgen.

Bisher sind die Proteste auf den Großraum Johannesburg und die Provinz Gauteng begrenzt. Doch das muss nicht so bleiben. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Menschen merken, dass sie sich über die selben Themen aufregen und viel mehr erreichen können, wenn sie sich zusammenschließen", sagt Frans Cronje vom South African Institute of Race Relations ein Übergreifen der gewaltsamen Proteste auf andere Regionen voraus.

Dazu kommen Ankündigungen der Gewerkschaft Cosatu, während der ersten Fußball-Weltmeisterschaft in Afrika im Juni und Juli gegen höhere Strompreise zu streiken. Die Durchschlagskraft der zwei Millionen Mitglieder starken Organisation dürfe nicht unterschätzt werden, warnen Experten. "Cosatu hat die Fähigkeit, das Land auf die Knie zu zwingen", sagt Prince Mashele vom Zentrum für Politik und Forschung.

Die Regierung von Präsident Jacob Zuma könnte in den kommenden Monaten bloßgestellt werden - die Austragung des für das Ansehen von ganz Afrika wichtigen Veranstaltung ist aber wohl nicht gefährdet. Die Polizei werde im Zweifel hart durchgreifen, erwartet Cronje. Die Welt schaut auf Südafrika - und die Unzufriedenen im Land wissen das offenbar zu nutzen. "Die Menschen erkennen, dass sie jetzt einen Vorteil aus dem unterschwelligen Ärger ziehen können. Vor der Weltmeisterschaft kann es sich die Regierung gar nicht leisten, nicht zuzuhören", sagt Mashele.