Herr Moniz, Sie sind jetzt 47, wirken unglaublich fit und sind derart schlank, dass man meinen möchte, Sie liefen zum Saisonstart persönlich ein. Wie machen Sie das?

RICARDO MONIZ: Ich stehe Tag für Tag auf dem Platz.

Das tun andere Trainer auch.

MONIZ: Aber die trainieren nicht permanent mit, so wie ich es tue.

Und das tun Sie nur, um fit zu bleien?

MONIZ: Nicht nur. Hauptsächlich tue ich das deshalb, weil ich die Meinung vertrete, dass man Spieler nur dann von Dingen überzeugen kann, wenn man sie ihnen vormacht.

Und jetzt machen Sie den Salzburger Spielern vor, was sie tun müssen, damit sie Meister werden . . .

MONIZ: Ich sehe Sturm in der Favoritenrolle.

Im Ernst?

MONIZ: Warum nicht? Das ist eine starke Truppe. Aber ich gebe schon zu, dass uns bis auf den Ried-Trainer und mich alle in der Favoritenrolle sehen. Damit kann ich leben.

Salzburg hat auf dem Transfermarkt ziemlich zugeschlagen, aber wieder nur Legionäre geholt, obwohl man angeblich den rot-weiß-roten Weg gehen will. Ein Widerspruch?

MONIZ: Sie werden sehen, dass gar nicht so wenige Österreicher bei uns spielen werden.

Sind Sie ein guter Trainer?

MONIZ: Ich hoffe. Was mich freut, ist der Umstand, dass ich hier in Salzburg erstmals in meiner Laufbahn als Cheftrainer in eine Saison starten kann. Bisher war ich ja nur Assistent oder bin, so war es beim HSV, nach einer Entlassung eingesprungen.

Haben Sie Vorbilder?

MONIZ: Wiel Coerver, der heuer im April gestorben ist, hat mich sehr beeindruckt. Den hat man wegen seiner fortschrittlichen Methoden gerne den "Einstein des Fußballs" genannt. Cruyff und Rijkaard sind auch ganz tolle Leute. Aber in Wahrheit bleibt man immer nur man selbst.

Gäbe es etwas, was Sie lieber machen würden, als Trainer zu sein?

MONIZ: Ich wäre gerne wieder Spieler. Das war das Schönste in meinem Leben. Trainer sein ist nur das Zweitschönste.

Ehe Sie in Salzburg gelandet sind, waren Sie beim HSV. War der Wechsel nach Österreich ein sportlicher Kulturschock?

MONIZ: Ihr, und damit meine ich auch euch Journalisten, unterschätzt die Liga. Hier sind alle technisch gut, taktisch sehr gut ausgebildet und die Spieler sind auch sehr athletisch.

Sie wirken, zumindest im Gespräch, sehr gemütlich und sehr zugänglich. Sie sollen aber auch sehr autoritär sein können.

MONIZ: Ich bin beides. Je nachdem, was gerade nötig ist. Ich bin aber vor allem eines, ich bin immer ganz authentisch. Vielleicht ist das auch ab und zu ein Fehler, sich nicht anzupassen. Aber mich anzupassen, das bringe ich nicht über mein Herz.

Was, wenn Salzburg heuer schon wieder nicht Meister wird?

MONIZ: Ich befasse mich nicht schon jetzt mit dem Ende einer Saison, die noch nicht begonnen hat. Ich befasse mich immer mit dem Heute, denn jeder Tag ist eine neue Prüfung. Für mich als Mensch, für mich als Trainer. Und natürlich auch für alle meine Spieler. Und wir werden jeden Tag so hart arbeiten, als wäre es unser letzter Tag.