Frau Ministerin, in rund einem Monat geht die neue Saison in der Fußball-Bundesliga los. Und ab diesem Zeitpunkt soll es, so Ihr Wunsch, in den heimischen Stadien friedlich zugehen.
JOHANNA MIKL-LEITNER: Nicht nur mein Wunsch, mein großes Ziel. Daher habe ich jetzt auch ein Maßnahmenpaket erstellt, und in den kommenden Tagen werden mein Team und ich mit dem ÖFB und der Bundesliga die rasche Umsetzung in Angriff nehmen.

Was nun die seit Jänner 2010 verbotene Pyrotechnik betrifft, soll es weiterhin Ausnahmen geben. Nicht allerdings für Rapid und die Austria. Warum?
MIKL-LEITNER: Warum sollte man diese beiden Vereine für die Vorfälle beim jüngsten Derby, das bekanntlich abgebrochen werden musste, belohnen? Und warum die, die sich an die Regeln halten, bestrafen? Natürlich gelten die Ausnahmen, sprich bengalische Feuer beispielsweise, für die anderen Vereine aber auch nur so lange, solange bei denen alles klaglos funktioniert.

Wenn wir schon bei Verboten sind: Sie fordern auch ein Vermummungsverbot. Wie soll denn das funktionieren? Soll man den Matchbesuchern verbieten, mit Fanschals, die bekanntlich rasch über Mund und Nase gezogen sind, ins Stadion zu gehen?
MIKL-LEITNER: Das geht natürlich nicht, keine Frage. Aber genauere Videoüberwachungen als bisher werden jene herausfiltern, die sich künftig nicht an dieses Verbot halten. Und die könnte man dann mit Stadionverbot belegen.

Stadionverbote soll es künftig auch in den Regionalligen geben.
MIKL-LEITNER: Wenn es nötig sein sollte, ja. Wobei dort Randale in größerem Ausmaß glücklicherweise kaum vorkommen. Grundsätzlich hielte ich personalisierte Eintrittskarten für ein probates Mittel. Jedenfalls in der höchsten Spielklasse.

So wie es Rapid in Zukunft versuchen will.
MIKL-LEITNER: Genau. Dort scheint man jetzt umzudenken. Schade, dass ein Abbruch dafür nötig war. Faktum ist: Fußball muss wieder ein Fest für Fans werden. Es kann nicht sein, dass Eltern Angst um ihre Kinder haben müssen, weil irgendwelche Chaoten und Rowdys ihr Unwesen treiben.

Ordner sollen in Zukunft anders geschult und besser ausgebildet werden. Und zwar nicht mehr nur im Rahmen eines zwei Stunden dauernden Kurses, sondern in zwei Tage dauernden Schulungen. Was müssen die können und wer soll die Kosten übernehmen? Das Innenministerium?
MIKL-LEITNER: Die Ordner müssen eines können, nämlich richtig mit ihrer Autorität umgehen. Und sie müssen lernen, eventuell haarige Situationen richtig einzuschätzen. Insofern ist eine psychologische Ausbildung gefragt. Zahlen werden das der ÖFB und die Liga.

Wird man in der neuen Saison auch vermehrt Polizeibeamte in den Stadien sehen?
MIKL-LEITNER: Nicht in, vor allem vor den Stadien. Dort werden nämlich jene Ordner, die beim Eingang für die Kontrolle der Karten und für die Kontrolle der Inhalte von Taschen zuständig sind, künftig Polizisten ganz in ihrer Nähe wissen. Nicht selten nämlich sehen sich diese Ordner richtiggehend Bedrohungen ausgesetzt.

Und Sie sind wirklich zuversichtlich, dass Ruhe einkehren wird in Österreichs Stadien?
MIKL-LEITNER: In England hat das ja auch geklappt, und englische Fans galten ja lange Zeit als die gefährlichsten in ganz Europa. Also müssen und werden wir das auch in Österreich schaffen.

Wann waren eigentlich Sie zuletzt in einem Stadion?
MIKL-LEITNER: Das ist nicht so lange her, allerdings war ich da auf einem Konzert. Fußballspiele sehe ich meist mit meinem Mann im Fernsehen. Und wenn ich auf ein Match gehe, dann eher zu Hause in Niederösterreich in unteren Ligen.