Der Wettskandal rund um Ex-Grödig-Kapitän Dominique Taboga hinterließ im heimischen Fußball tiefe Gräben. Auch, was das Verhältnis zwischen ÖFB, Bundesliga und der Spielergewerkschaft anbelangt. Denn anstatt gemeinsam gegen Wett- und Spielmanipulationen vorzugehen, beschreitet jeder seinen eigenen Weg. Mit Ex-Wacker-Profi Oliver Prudlo (45) hat die Spielergewerkschaft (VdF) nun einen Fußball-Ombudsmann installiert, der sich neben sozialen Belangen auch um die Wettproblematik kümmern soll.

Die Fußballergewerkschaft war unmittelbar von dem Wettskandal betroffen: Dominique Taboga war im Spielerpräsidium tätig. Und auch Didi Berchtold, Vorsitzender-Stellvertreter, wurde verdächtigt. Hat die Glaubwürdigkeit der Gewerkschaft dadurch nicht erheblich gelitten?
OLIVER PRUDLO: Das glaube ich nicht. Man kann in einen Menschen leider nicht hineinschauen. Das war eine Grenzüberschreitung eines einzelnen Spielers - und ein massiver Anschlag auf den Fußball. Aufpassen muss man aber auch, wenn Spieler verdächtigt und angepatzt werden, sich die Anschuldigungen aber als haltlos erweisen.

Bei Grödig wurden im Zuge des Wettskandals mehrere Spielernamen genannt. Von der Liga gesperrt wurden schließlich zwei. Inwieweit werden Sie bei Fällen wie diesen künftig nachhaken?
PRUDLO: Ich bin kein Ermittler. Das ist Sache der Behörden und der Bundesliga. Und die Liga wird sich im Fall der Grödig-Spieler etwas gedacht haben. Meine Aufgabe ist es, aufzuklären - vor allem junge Spieler. Ich werde in den Akademien unterwegs sein und präventiv arbeiten.

Haben Sie Angst, dass der Fall Taboga nur der Anfang war?
PRUDLO: Ich bin kein Hellseher und die Ermittlungen laufen noch immer. Aber das Problem Wettbetrug an sich wird uns mit Sicherheit erhalten bleiben.

Sie waren lange selbst Fußballer. Glauben Sie, dass die Hemmschwelle bei Fußballern in Sachen Spielmanipulation niedriger geworden ist?
PRUDLO: Richtig explodiert ist das meiner Meinung nach mit dem Beginn der Internetwetten. Ich glaube aber grundsätzlich nicht, dass die neue Spielergeneration moralisch schlechter ist als die davor.

International häufen sich Drohungen gegen Fußballer. Und zuletzt hat Sturm Graz seinen Fans nach einem Spiel Eintritt in die Kabine gewährt. Was sagen Sie dazu?
PRUDLO: Ich halte das für eine seltsame Entwicklung. Das ist ein absolutes Tabu und grundsätzlich undenkbar. Auch wenn Fans immer mehr Mitspracherecht fordern: Gewisse Grenzen müssen einfach eingehalten werden.

Im Zuge seiner TV-Beichte hat Taboga auch von Schwarzgeld gesprochen. Schaut die Gewerkschaft nicht zu sehr weg?
PRUDLO: Wir weisen die Spieler darauf hin, dass doppelte Verträge nicht in Ordnung sind. Das ist auch besser geworden, aber letztlich liegt die Verantwortung bei jedem Spieler selbst.