Red Bull Salzburg wird Fußball-Meister. Da sind sich die Bundesliga-Trainer-Kollegen von Roger Schmidt einig, wie eine Umfrage der APA - Austria Presse Agentur ergab. "Salzburg ist durch, sie spielen in einer anderen Liga", brachte Zoran Barisic die Situation auf den Punkt. Der Rapid-Trainer und Co. trauen dem überlegenen Winterkönig aber auch international eine starke Performance zu.

Die Salzburger selbst wollen vom Titelgewinn noch nichts wissen. "Ich hoffe Salzburg, aber Grödig, Rapid und auch die Wiener Austria sind schon noch in Reichweite", antwortete Salzburgs Erfolgscoach Schmidt auf die Meisterfrage. Verfolger Grödig hat nach 21 Spielen schon elf Punkte Rückstand und zudem ein Spiel mehr ausgetragen. "Der Meistertitel ist an Salzburg vergeben, da muss man schon realistisch bleiben", sprach Grödigs Adi Hütter Klartext. Rapid fehlen schon 15 Punkte, Titelverteidiger Austria gar 16 Zähler.

"Wenn man sieht wie sie spielen und sich auch in Europa präsentieren, dann ist es schwer zu glauben, dass sie im Frühjahr Schwächen zeigen", war sich Austrias Nenad Bjelica bewusst. Eines versprach er trotzdem: "So lange es mathematisch nicht erledigt ist, werden wir kämpfen."

Bis ins Finale

Die einzige Hoffnung der Bundesliga-Clubs könnte sein, dass sich die Mozartstädter international so verausgaben, dass sie in der Meisterschaft immer wieder Punkte liegen lassen. Im Sechzehntelfinale der Europa League geht es am 20. (auswärts) und 27. Februar gegen Ajax Amsterdam. Dass die Europacup-Reise da für Kevin Kampl und Co. noch nicht zu Ende sein dürfte, erwarten viele Bundesligatrainer.

"Ich traue ihnen wirklich alles zu, es wäre auch schön für den österreichischen Fußball", sieht Barisic keine Salzburger Grenzen in der laufenden Saison. Damit war er nicht alleine. "Natürlich braucht man auch Glück, aber sie haben die Qualität um bis ins Finale (am 14. Mai in Turin) zu kommen", sagte Wiener Neustadts Heimo Pfeifenberger. Als Salzburger freut ihn die Performance des Liga-Leaders besonders. "Sie haben sehr lange gebraucht die richtige Mischung zu finden, jetzt haben sie eine super Kombination mit dem Trainer und einer jungen, giftigen Mannschaft", analysierte Pfeifenberger.

Für Aufsehen sorgte in der Vorbereitung Salzburgs 3:0-Testsieg gegen Champions-League-Sieger Bayern München. "Man kann jetzt sagen, das war Vorbereitung. Aber das Spiel war eine Woche vor Bayerns Meisterschaftsstart und es verliert kein deutscher Bundesligist gerne gegen eine österreichische Mannschaft. Salzburg ist also alles zuzutrauen", war auch Wacker Innsbrucks Michael Streiter von der Salzburger Performance begeistert.

Favorit gegen Ajax

Ins Schwärmen geriet Rieds Michael Angerschmid. "Mit dem Pressing, dass sie momentan spielen, ist es auch für jede europäische Spitzenmannschaft ganz schwierig, gegen sie von hinten kontrolliert aufzubauen", sagte der 39-Jährige. Die individuelle Qualität der Salzburger in der Offensive sei nicht nur auf Österreich bezogen sehr gut. "Ein Mane oder ein Kampl sind so gut, dass sie auch international eine tragende Rolle spielen können", betonte Angerschmid.

Positiv blickte auch Walter Knaller in Richtung Salzburgs Europacup-Frühjahrsstart. "Salzburg muss man erst einmal schlagen, die Hürde Ajax ist sicher machbar", meinte der Trainer von Admira Wacker Mödling. In die gleiche Kerbe schlug Adi Hütter. "Wer die Bayern mit einer Klasseleistung 3:0 wegfegt, den muss man auch international ernst nehmen. Ich sehe die Chancen für Salzburg gegen Ajax bei 55:45 Prozent", verlautete der Grödig-Trainer.

Für Dietmar Kühbauer steht den Salzburgern die erste richtige Prüfung erst bevor. "Jetzt sind schon andere Kaliber da. Die Gruppe, die sie gehabt haben, war sicher die schlechteste. Wenn ich nur an die Schweden denke, da hätten die wenigsten österreichischen Mannschaften Probleme gehabt", gab der WAC-Trainer seine Meinung preis. Das Punktemaximum zu holen sei aber trotzdem keine schlechte Leistung gewesen.

Die Salzburger selbst wollen klarerweise noch nicht in die weitere Ferne blicken. "Wir haben ja schon im Herbst gezeigt, dass wir auf europäischer Ebene sehr gute Leistungen bringen können. Ich denke, dass wir zwar Außenseiter, aber alles andere als chancenlos sind", sagte Schmidt zur Ausgangssituation.