Knurrer, Braveheart, Terrier. Das waren die Spitznamen vom Gennaro "Rino" Gattuso zu seiner aktiven Zeit. Abseits des Platzes ist der 35-Jährige aber gar nicht zum Fürchten. Mit einem herzlichen "Ciao", einem kräftigen Händedruck und einer Entschuldigung beginnt er das Gespräch. Palermo-Präsident Maurizio Zamparini hat beim Mittagessen vorbeigeschaut und seinen Trainer zwei Stunden in Beschlag genommen.

Signore Gattuso, als Spieler waren sie hart und leidenschaftlich. Sind Sie als Trainer auch so?

GATTUSO (lacht): Man kann seine DNA nicht verändern. Ich verlange, dass meine Spieler mit vollem Einsatz spielen. Aber im Camp müssen sich die Spieler auch einmal erholen. Darum durften sie auch auf die Sommerrodelbahn Grebenzen.

Ist denn einer darunter, der so hart und kompromisslos zu Werke geht?

GATTUSO: Nein, leider. So einen hätte ich gerne.

Als Sie als Spieler zu Sion gegangen sind, haben Sie von einer Mission gesprochen, die Sie erfüllen wollen. Ist Palermo auch eine Mission?

GATTUSO: Mein ganzes Leben ist eine Mission. Ich mag diesen Beruf. Ich liebe den Fußball und ich liebe es, auf dem Platz zu stehen. Und ich will Palermo unbedingt wieder in die Serie A bringen. Klar, müsste ich aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr arbeiten. Aber der Fußball ist eben meine Welt.

Die Inter-Fans haben Sie einmal mit dem Spruchband "Der Mensch stammt vom Gattuso ab" beleidigt. Heute ist der Satz Kult. Ist er am Ende gar ein Kompliment?

GATTUSO: Weder noch. Ich habe eben 20 Jahre so gespielt. Die Zeit bei den Rangers in Glasgow hat mich da sicher geprägt.

Als Spieler haben Sie alles erreicht. Wie geht man da ins Trainergeschäft?

GATTUSO: Ich habe nie daran gedacht, was ich gemacht habe oder wer ich bin. Als Spieler nicht und auch jetzt nicht. Im Leben muss man sich immer beweisen und immer lernen. Das Schönste ist, wenn die Leute bemerken, dass du hart arbeitest.

Einer der schwersten Momente war das Champions-League-Finale 2005 gegen Liverpool, als Milan nach 3:0-Führung noch im Elfmeterschießen verloren hat.

GATTUSO: Ja, daran erinnere ich mich sehr gut. Ich erinnere mich aber auch an den Sieg gegen Liverpool zwei Jahre später. Das war ein magischer Moment. Alles in allem war es eine große Ehre 15 Jahre für Milan spielen zu dürfen.

Denken Sie auch manchmal daran, als Trainer zum AC Milan zurückzukehren?

GATTUSO: Alle in meiner Familie sind Fans des AC Milan. Das ist der Klub meines Herzens. Im Moment habe ich den Fokus aber ganz auf meiner Aufgabe in Palermo. Da zählt nichts anderes. Ich habe mit meinen Spielern genug zu tun. Da bleibt gar keine Zeit mehr, auch noch an Milan zu denken.