Es war der Fußball, der Matthias Prödl und seinen eineinhalb Jahre jüngeren Bruder Sebastian schon in früher Kindheit zusammenschweißte. Es ist aber auch der Fußball, der beide heute trennt - allerdings nur räumlich. Gemeinsame Stunden sind selten geworden. Matthias, der Stürmer von Wildon, der in den letzten Jahren stets zu den Top-Torjägern in der Landesliga gehörte, ist in der elterlichen Tischlerei daheim in Kirchberg an der Raab beruflich eingespannt. Deshalb hängt er im Herbst auch seine Fußballschuhe zumindest für ein halbes Jahr an den berühmten Nagel. Sebastian, der Verteidiger, lebt seit einem halben Jahrzehnt das intensive Leben eines Fußball-Profis im fernen Bremen. Nur wenige Tage bleiben für Heimat-Besuche.

Für die Kleine Zeitung warfen die beiden noch einmal einen Blick zurück in ihre Kindheit, die so unbeschwert war. "Ich habe immer versucht, dem Matthias alles nachzumachen", erinnert sich Sebastian.

Fouls und Schrammen

Der große Bruder, das war ein Vorbild, aber auch ein Konkurrent bei den täglichen "Schlachten" auf dem kleinen Fußballplatz vor der Haustüre, der die Buben des Dorfes anzog, wie das Licht die Motten. Schnell lernten die beiden, dass es besser war, in einer Mannschaft zu spielen. "Denn wenn wir gegeneinander gespielt haben, dann hat es immer geklescht" schwelgt Sebastian Prödl in teils schmerzhaften Erinnerungen. "Aber meistens war der Basti dann verletzt", kommt es von Matthias und der schelmische Blick ist nicht zu übersehen. Oft waren es nur kleine Schrammen, aber einmal, nach einer brüderlichen Trainingseinheit in Sachen Zweikampf, war Sebastians Daumen gebrochen. "Ein Unfall", sagt der eine, ein "brutales Foul" der andere. Man merkt, Sebastian und Matthias Prödl beherrschen den verbalen Doppelpass..

Aber nicht nur das. Gemeinsam wurden die beiden Golfschülermeister, gemeinsam versuchten sie sich als Reiter. Bis zu jenem Tag, als ein Pferd Cousin Simon auf die Zehen stieg. Danach habe man die Reitkarriere sofort beendet.

Bis 14 teilten sich die Prödls daheim ein Zimmer, spielten erst gemeinsam bei Kirchberg im Verein, dann in Feldbach. Bis zu jenem Tag, an dem das Brüderpaar an jene Kreuzung gelangte, die die Lebenswege trennte. Matthias entschied sich gegen den Akademieweg und damit gegen eine Profikarriere. Stattdessen ging er mit 16 im Rahmen eines Schüleraustauschs für ein Jahr nach Kanada. "Das habe ich aber nie bereut." Sebastian wählte den anderen, den Weg in die Akademie von Sturm.

Fan und Kritiker

Die Reise in die Vergangenheit wird unterbrochen. Opa Josef schaut vorbei und begrüßt stolz "seine" Buben. In Sachen Fußball ist er ihr größter Fan. "Beim Furnier legen war er aber unser größter Kritiker", verraten Sebastian und Matthias lachend und begeben sich wieder auf eine Zeitreise. Jeden Sommer habe man in der Tischlerei unter den gestrengen Augen des Opas gearbeitet. Aber damals haben sie auch ein handwerkliches Rüstzeug mitbekommen. Die Baumhäuser, die die Brüder gemeinsam zimmerten, hielten. Auch Sebastians selbst gefertigte Hundehütte war gelungen. "Nur Hund habe ich nie einen bekommen", erzählt der Bremen-Legionär.

Und wieder lachen die beiden herzlich. Es ist das Lachen zweier Brüder, zwischen denen einfach die Chemie stimmt.