Herr Baric, wo lassen Sie es sich denn gut gehen an Ihrem Ehrentag?
OTTO BARIC: Erst einmal möchte ich Danke sagen, dass Sie an mich denken. Und zweitens bin ich am Meer. Ich habe ein sehr schönes Haus auf der Insel Krk und gehe jeden Tag in der Früh am Strand fünf Kilometer spazieren. Sehr schnell, fast im Laufschritt. Und auch das Wetter ist prächtig, und das ist ein Glück, denn das Dach von meinem Haus ist leider ein bisschen undicht. Das muss ich reparieren lassen. Und am Abend meines Geburtstages treffe ich meine Freunde von der Insel und wir gehen in ein wunderbares kleines Fischlokal und dort essen wir Meeresfrüchte und trinken guten, trockenen Weißwein.

Sie sprudeln wie eh und je...
BARIC: Weil ich mich auch nicht wie 80 fühle. Ich fühle mich wie 60. Maximal. Nur wenn ich im Meer auf einen spitzen Stein oder auf eine scharfe Muschel trete, dann merke ich, dass ich nicht mehr ganz so beweglich bin. Aber sonst bin ich ewig jung.

Dann könnten Sie ja eigentlich auch noch arbeiten.
BARIC: Das tue ich. Ich bin häufig als Experte im kroatischen Fernsehen zu Gast. Und ab und zu berate ich Dinamo Zagreb und den kroatischen Verband.

Ich meine als Trainer. Oder als Sportdirektor.
BARIC: 2007, als ich als Teamchef von Albanien aufgehört habe, wäre ich gerne als Sportdirektor nach Salzburg gegangen. Aber man wollte mich dort nicht. Dabei hätte ich sicher viel bewegen können.

Was sagen Sie zur Salzburger Entwicklung?
BARIC: Die haben viel Geld, aber die Begeisterung war zu meiner Salzburger Zeit viel größer. Und ehrlicher. Mir kommt vor, dass in Salzburg die Visionen fehlen. In der abgelaufenen Saison hat nur Austria Wien schönen Fußball gespielt. Das ist schade. Dafür freue ich mich sehr für Grödig. Dort wird solide gearbeitet und das wurde belohnt. Ich werde im Herbst sicherlich zum ersten Heimspiel fahren und persönlich zum Aufstieg gratulieren. Auch wenn Grödig ein sogenannter Dorfklub ist und das Stadion klein - wenn man sich sportlich qualifiziert, dann ist es egal, wie das Stadion im Fernsehen aussieht.

Und was sagen Sie zum Zustand der Nationalmannschaft?
BARIC: Da ist vieles passiert, seit Marcel Koller Trainer ist. Es war nicht nur ein Schritt vorwärts, es waren fast zwei. Koller arbeitet sehr genau, es ist ein System zu erkennen, und ich glaube auch, dass es für Platz zwei in der WM-Qualifikation reichen wird. Und dann wird man sehen, gegen wen man im Play-off spielt. Aber ich halte die Teilnahme an der Endrunde in Brasilien diesmal für durchaus realistisch. Der Abstand zu den Top-Nationen ist jedenfalls viel kleiner als früher.

Sie waren von 1999 bis 2001 Teamchef. Waren Sie ein Guter?
BARIC: Ich glaube schon, auch wenn wir uns nicht für die WM 2002 qualifiziert haben. Aber immerhin haben wir es ins Play-off geschafft und sind dort an der Türkei gescheitert, die dann WM-Dritter wurde.

Wären Sie gerne Teamchef geblieben?
BARIC: Warum nicht? Aber der ÖFB wollte Hans Krankl.

Haben Sie zu Krankl Kontakt?
BARIC: Ich habe noch zu vielen Leuten Kontakt. Vor allem zu den Rapid-Legenden. Im Herbst bin ich sicherlich wieder zwei oder drei Mal in Wien und werde sie treffen - Herbert Feurer, Hans Krankl und wie sie alle heißen. Rapid ist immer noch so etwas wie eine große Familie für mich.

Wie schätzen Sie die aktuelle Lage in Hütteldorf ein?
BARIC: Der Klub wird sehr gut geführt, aber ich glaube, es wird zu wenig riskiert. Man muss auch einmal richtig investieren, um nicht nur in Österreich vorne mitspielen zu können, sondern auch international ab und zu ein paar Erfolge zu feiern. Wie sich Zoran Barisic als Trainer machen wird, kann ich nicht beurteilen. Aber ich wünsche ihm Glück. Und Darko Milanic wünsche ich viel Glück bei Sturm Graz. Ich hoffe, dass dieser Verein bald wieder ganz vorne mitspielen wird. Denn auch in Graz habe ich noch viele Freunde.

Eine andere Frage: Ab 1. Juli ist Kroatien offizielles Mitglied der EU. Wie ist die Stimmung im Land? Freuen sich die Menschen?
BARIC: Wir haben uns immer als Europäer gefühlt, jetzt ist es eben amtlich. Vor allem Zagreb ist eine sehr europäische Stadt. Wie Wien, Budapest oder Prag. Aber die Stimmung? Naja, euphorisch sind die Menschen nicht sehr. Und die Probleme werden die gleichen bleiben. Leider.