Die Verunsicherung greift immer mehr um sich, entfacht schön langsam eine Epidemie in Grün-Weiß und blockiert das Kombinationsspiel der Rapidler zur Gänze. Ganz anders der Aufsteiger, der wenig Mitleid zeigte mit den Problemen der Hütteldorfer. Mutig von der ersten Minute an, gut organisiert und motiviert bis in die Haarspitzen stießen die Wolfsberger die Wiener noch tiefer in die Krise. Zwei Aspekte wurden durch die Begegnung sonnenklar: Nenad Bjelica hat nach langer Suche seinen neuen, alten Stürmer Nummer 1, Christian Falk, wieder gefunden. Und Sturm sollte endlich erkennen, dass die drei Liga-Spitzenplätze nicht im Vorhinein fix gebucht sind.

Als Sturm-Trainer wäre ich so richtig angefressen. Die Schwarz-Weißen hatten lange Zeit alles im Griff, überzeugten durch mannschaftliche Geschlossenheit, gewannen die entscheidenden Zweikämpfe und schossen eine klare Führung heraus. Aber was dann kam, hatte nichts mit Souveränität zu tun. Es fehlt vielen Spielern noch immer der Glaube an die eigene Stärke. Wie sonst ist das Rückzugsgefecht im letzten Spieldrittel zu erklären? Dadurch wurden die psychisch angeschlagenen Admiraner mutiger, kamen besser ins Spiel und hatten durch Ouedraogo und Sulimani zwei hochkarätige Torchancen, die sie zum Glück kläglich vergaben. Aber wer in der Nachspielzeit den Anschlusstreffer kassiert und den Sieg fast noch herschenkt, muss konzentriert analysieren, warum die zweifelsohne vorhandene Klasse gegen Ende des Spiels so oft verloren geht.

Es fehlten die Ergebnisse, die Weiterentwicklung stagnierte. Deswegen kam es in Ried nach wenigen Monaten zum Trainerwechsel. Heinz Fuchsbichlers Zeit ist abgelaufen. Was die Mannschaft davon hielt, zeigte sie in einem berauschenden Offensivspektakel. Die Innviertler wirkten wie von einer Zentnerlast befreit, waren spritzig, gut gelaunt und spielten die Mattersburger in Grund und Boden. Sechs schöne Tore waren die Folge, gleich viele wie in sieben Heimspielen davor. Keine Frage, die Spieler waren sich bewusst, dass sie Verantwortung übernehmen müssen, aber ist es nicht erstaunlich, welche Kräfte so ein Trainerwechsel eigenartigerweise freisetzt? Und der Feuerwehrmann im Hintergrund steht als Interimslösung wieder einmal im Vordergrund. Der langjährige Assistenzcoach Gerhard Schweitzer, der so gerne in die Bresche springt, wenn seine Chefs vorzeitig den Verein verlassen.

Peter Stöger - ein Glücktreffer für Violett. Dabei war er gar nicht erste Wahl. Erst durch Franco Fodas Absage wurden die Weichen für seine Verpflichtung gestellt. Was er mit dem leblosen, verunsicherten Team des Frühjahrsdurchgangs bewerkstelligte, verdient allergrößten Respekt. Er ist auf dem besten Weg, die Austria zu einer Spitzenmannschaft mit internationalem Niveau zu formen. Seine Qualität, den großen Kader bei Laune zu halten und die Spielfreude der Akteure zu entwickeln, bewies seine Mannschaft auch im Spiel gegen Innsbruck in beeindruckender Manier.