D ann und wann ist frischer Wind nötig. Aber ständig frischer Wind führt zu Unterkühlungen. Unfassbar, wie oft Sturm-Trainer Hyballa in letzter Zeit Konzepte und Spieler durcheinanderwirbelte. Die Folge: Es fehlen Feuer und Esprit. Zwei Heimspiele, 180 Minuten, zwei Torchancen. Wo ist das Offensivspektakel geblieben?

"Geduld ist gefragt, das Projekt Hyballa muss erst greifen!" Mit Aussagen wie dieser wurden kritische Worte zu Beginn der Saison abgetan. Aber inzwischen sind zwölf Runden vergangen und ich kann weder System noch Linie erkennen. Ständige Veränderungen der Formationen blockieren das blinde Verständnis - vor allem im Angriffsspiel. Die Lockerheit, mit der Torchancen kreiert wurden, ist verloren gegangen. Kein Spieler hat noch die Gewissheit, einen Stammplatz beanspruchen zu können. Der allmächtige Coach entscheidet über Sein oder Nichtsein, gerade wie es ihm gefällt. Das trifft ehemalige Stamm- und Nationalspieler besonders hart. Aber die Methodik des permanenten Wechsels führt auch bei den anderen zu Vertrauensverlust und Unsicherheit.

Der Glaube versetzt Berge, sagt man. Der Glaube, mit dem die Wolfsberger in Salzburg aufgetreten sind, versetzt aber nicht einmal einen Maulwurfshügel. Pure Angst regierte das Spiel der Kärntner. Unorganisiert, viel zu weit weg vom Gegner, verloren sie die entscheidenden Zweikämpfe. Brav und bieder ergaben sie sich ihrem Schicksal. Bezeichnend die eklatante Abschlussschwäche. Wer mit jeder sich bietenden Chance verkrampfter wird, kaum noch Lust empfindet, das Tor der Gegner ernsthaft zu gefährden, nur noch mit halber Kraft unterwegs ist, um die Torchance nicht gar so groß erscheinen zu lassen, hat die Bezeichnung "Stürmer" definitiv nicht verdient. Die Körpersprache von Rivera war symptomatisch für die gesamte Mannschaft. Es fehlte der Glaube. Einer muss davon ausgenommen werden - Torhüter Dobnik. Aber alleine konnte auch er keine Berge versetzen.

Perfekter Trainereinstand in Tirol. Der Neue, Roland Kirchler, machte alles richtig. Vor allem die Routiniers, die seit Saisonbeginn nur durch kapitale Eigenfehler aufgefallen sind, präsentierten sich rund-erneuert. Torhüter Safar hielt bravourös, Verteidiger Svejnoha dirigierte wie in besten Tagen, Merino war Dreh- und Angelpunkt und Schreter sorgte für den Siegestreffer.

E ine perfekte Vorbereitung, mit großen Hoffnungen ins Derby, aber vom Anpfiff weg ging alles daneben. Rapid war der Austria in diesem Derby unterlegen wie schon lange nicht. Völlig überrascht vom ideenreichen Kombinationsspiel der Violetten, hatten die Grün-Weißen in der Defensive alle Hände voll zu tun, aber so richtig in die Zweikämpfe kamen sie nie. Wie Statisten beobachteten sie, wie Peter Stögers Truppe Chance um Chance herausspielte. Ein Klassespiel der Austrianer, das eigentlich nur einen Kritikpunkt zulässt: die Chancenauswertung. Oder wollten sie die Rapidler gar verschonen ...?