Herr Präsident, als erstmals davon die Rede war, Rapid könnte in der Europa League mit einem Geisterspiel bestraft werden, da kündigten Sie noch an, mit einem Protest alle Instanzen durchwandern zu wollen. Warum haben Sie das nun nicht getan?

RUDOLF EDLINGER: Weil die UEFA nach unserem Protest in zweiter Instanz sehr klar argumentiert hat. "Wir wollen nicht warten, bis es den ersten Toten gibt", hieß es da. Und dass in Thessaloniki Leuchtraketen aus unserem Fansektor abgefeuert wurden, konnten wir ja wirklich nicht in Abrede stellen. Der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof hätte eventuell aufschiebende Wirkung gehabt, aber hätte man dort das Urteil dann bestätigt und wir müssten etwa gegen Leverkusen ohne Fans auskommen, dann wäre das noch unerfreulicher, als es gegen Trondheim am Donnerstag ohnehin schon ist.

Wie hoch wird der Schaden sein?

EDLINGER: Netto rechne ich mit rund 600.000 Euro. Vielleicht 700.000. Der Imageschaden aber ist nicht zu beziffern. Fest steht nur, dass er sehr groß ist. Zum Glück haben unsere Sponsoren keine Konsequenzen aus dem Urteil gezogen.

Ihr Verein hat hingegen nach dem Match bei PAOK sehr wohl welche gezogen und rund 25 Platzverweise für unverbesserliche Anhänger ausgesprochen. Wie viele potenzielle Randalierer gibt es jetzt noch?

EDLINGER: Das lässt sich nicht in Zahlen festmachen. Leider. Aber man hat beim Rückspiel gegen Saloniki gesehen, wie schöne und friedliche Feste Rapid feiern kann. Und auch in den jüngsten beiden Meisterschaftsspielen gab es nichts zu beanstanden.

Und dennoch schwebt die Angst vor neuerlichen Tumulten auf der internationalen Bühne vermutlich wie ein Damoklesschwert über dem Verein. Sollte während der kommenden drei Teilnahmen, beschränkt auf fünf Jahre, abermals etwas passieren, hätte das den Ausschluss aus Europa zur Folge.

EDLINGER: Eine fürchterliche Vorstellung. Nicht zuletzt finanziell. Vor allem im Herbst 2013, wenn Österreich zwei Vereine im Kampf um den Einzug in die Champions League an den Start schicken darf und wir hoffentlich einer davon sein werden.

Ist es Ihre bisher größte Herausforderung als Rapid-Präsident, die eigenen Fans unter Kontrolle zu halten?

EDLINGER: Ob es die größte ist, weiß ich nicht, aber es ist eine sehr große.

Und wenn es nicht gelänge?

EDLINGER: Dann wäre das, das gebe ich ganz offen zu, auch eine persönliche Niederlage.

Wie kann man sich schützen?

EDLINGER: Wir werden spätestens in zwei Monaten in Sachen Fanbetreuung neu aufgestellt sein. Auch mit zwei Sozialarbeitern. Dazu kommt ein neuer Chef für die Sicherheit im Stadion.

Steht Ihr Verein auch in der heimischen Meisterschaft unter UEFA-Beobachtung? Und könnten etwaige Verstöße Folgen haben?

EDLINGER: Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber beim Ersturteil der UEFA bezüglich des Geisterspiels gegen Rosenborg Trondheim hat man sehr wohl auch mit Vorfällen aus der Liga argumentiert.

In der Meisterschaft sieht man immer wieder Transparente, auf denen Fans gegen Stadionverbote protestieren und sich mit den Ausgeschlossenen solidarisieren. Was sagen Sie dazu?

EDLINGER: Verständnis habe ich keines dafür, aber ich werde nicht zur Tat schreiten und solche Transparente, die niemandem wehtun, entfernen lassen. Das widerspräche außerdem meinem Demokratieverständnis.