Profi-Fußballer werden vor allem von den gegnerischen Fans immer wieder oft wüst beschimpft. In Deutschland wurde vor kurzem ein Spieler sogar vor seinem Haus von eigenen Fans bedroht. Was sagen Sie zu dieser Entwicklung?
ALOIS KOGLER: Diese Entwicklung ist bedenklich. Aber das sind keine Fans. Das sind Menschen, die sozial übliche Grenzen einfach nicht einhalten. Denen sind Regeln egal. Leider wird das weiterhin zunehmen.

Welche Formen des Mobbings gibt es im Fußball?
KOGLER: Gezieltes Mobbing von Fans an Spielern war schon immer ein Problem – ob das nun wegen der Hautfarbe ist oder wenn zum Beispiel ein beliebter Spieler den Verein wechselt. Eine weitere Form ist z.B. das Nationenmobbing. Auseinandersetzungen zwischen Spielern innerhalb eines Teams hat es auch schon immer gegeben – ob bei Sturm oder GAK. Da halten die Kroaten im Team zusammen, schieben sich die Bälle zu und 'schneiden' dadurch andere Mitspieler. Eine ähnliche Form ist das Mobbing durch Gruppenbildungen im Team. Wenn sich jemand nicht unterordnet, wird er von den Mitspielern ausgegrenzt: zum Beispiel, wenn er nicht mit der Gruppe etwas trinken geht oder vom Trainer bevorzugt wird. Das reicht bis zu körperlichen Checks in der Kabine.

Wer hat Schuld an dieser Entwicklung?
KOGLER: Viel Schuld haben die Vereine. Jahrelang wurde nichts getan, jahrelang wurde nicht durchgegriffen. Früher gab es diese Hassdimension nicht in dem Ausmaß. Was viele Fans heute nicht akzeptieren wollen: Fußballprofi zu sein ist ein Job.

Wurde Mobbing durch das Internet – also Foren, Facebook, Twitter & Co. – verstärkt?
KOGLER: Durch das Internet wurde eine ganz neue Dimension des Mobbings erreicht. Viele sehen darin die ideale Möglichkeit, um jemanden öffentlich anzuspucken. Leider gibt es noch keine Lösung dagegen.

Wie kann man Spieler in Zukunft besser schützen?
KOGLER: Diesem gesellschaftlichen Rowdytum müssen Grenzen gesetzt werden. Zwischen Vereinen, Spielern und Fans muss es mehr Gespräche geben. Klare Regeln gehören her. Strafen alleine werden jedoch nicht reichen, genauso wichtig ist prophylaktische Arbeit – vor allem mit den Fangruppen. Wichtig wird sein, dass in den eigenen Reihen vermehrt darauf hingewiesen wird, wenn ein Verhalten moralisch nicht richtig ist.