Vor dem Play-off-Hinspiel der Fußball-Europa-League zwischen PAOK Saloniki und Rapid ist es am Donnerstag in Thessaloniki zu schweren Ausschreitungen gekommen. Begonnen hatten die Gewalttätigkeiten bereits Stunden vor dem Anpfiff in der Innenstadt, danach setzten sich die Randale vor und im Toumba-Stadion fort.

Im Stadtzentrum hatten sich die rund 700 mitgereisten Rapid-Anhänger nahe des "Weißen Turms", eines Wahrzeichens der Stadt, getroffen. Aus einer Seitengasse strömten plötzlich PAOK-Fans auf die grün-weißen Anhänger zu, die sich ihrerseits zur Wehr setzten. Erst nach einigen Minuten konnte die Polizei die Streithähne trennen.

Mit Molotow-Cocktails begrüßt

Den nächsten Höhepunkt erreichten die Gewalttätigkeiten gut eine Stunde vor Matchbeginn. Die Rapid-Fanbusse wurden bei ihrer Ankunft vor dem Toumba-Stadion mit pyrotechnischen Gegenständen - darunter auch Molotow-Cocktails - beworfen. Daraufhin feuerten beide Lager mit Leuchtraketen aufeinander, die Polizei wusste sich nur noch durch den massiven Einsatz von Tränengas zu helfen.

Die Auswirkungen des Gases waren auch innerhalb der Arena deutlich zu spüren: So musste etwa ein Interview mit Rapid-Trainer Peter Schöttel, das auf dem Rasen hätte stattfinden sollen, kurzfristig in den Innenraum verlegt werden.

Als sich die Lage scheinbar beruhigt hatte, brachen auf einmal fast schon kriegsähnliche Zustände im Stadion aus. Aus dem Rapid-Sektor flogen Leuchtraketen auf PAOK-Fans im entfernten Nebensektor. In der Folge stürmten Hunderte Anhänger der Gastgeber von ihren Rängen in Richtung Rapid-Fans und schossen ihrerseits mit Leuchtraketen in den Sektor der Österreicher.

Das Spielfeld war zu diesem Zeitpunkt von PAOK-Anhängern übersät, es flogen Sitze, Werbebanden und zahlreiche Feuerwerkskörper. Ein Saloniki-Fan versprühte sogar einen Feuerlöscher auf dem Rasen. Die in viel zu geringer Zahl aufmarschierten Polizisten benötigten einige Minuten, um die Lage wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen.

Keine eskalation nach Tor

Detaillierte Berichte über Verletzte oder Festnahmen lagen zunächst nicht vor. Von Rapid-Seite hieß es, zwei Fans seien bei den Vorfällen vor dem Stadion leicht verletzt worden. Wie viele Verletzte die Ausschreitungen innerhalb der Arena gefordert hatten, war vorerst nicht zu eruieren.

Trotz dieser Vorkommnisse wurde die Partie mit fünfminütiger Verspätung angepfiffen. Allerdings wurden die Zuschauer via Stadiondurchsage informiert, dass beim geringsten Vorfall sofort abgebrochen werden würde. Zumindest die ersten Spielminuten verliefen ruhig, auch nach dem Rapid-Tor zum 1:0 durch Deni Alar eskalierte die Lage nicht. Die Rapid-Fans jubelten zwar beim Treffer, blieben aber ansonsten weitgehend ruhig - offensichtlich aus Protest gegen die Polizei.

Rapid verbindet eine Fan-Freundschaft mit dem PAOK-Rivalen Panathinaikos. Fans des Athener Klubs durften den Sektor der rund 700 grün-weißen Anhänger im Stadion eigentlich nicht betreten. Dort waren ausschließlich Personen mit österreichischem Reisepass erlaubt. Möglicherweise schafften es aber trotzdem einige Panathinaikos-Schlachtenbummler, ins Stadion zu gelangen.