Lichtgestalten versüßen unser Leben. Was wäre der Fußball ohne seine Stars? Jeder von uns hat seine Lieblingsspieler. Gerade Großveranstaltungen sind bestens geeignet, neue Namen in die Öffentlichkeit des Fußball-Interesses zu transportieren. Wenige Spiele genügen, um vergöttert zu werden und für ewig einen Platz in der Fußball-Geschichte zu ergattern. Dabei vergessen wir als Beobachter des Öfteren, dass individuelle Spitzenleistungen nur in Verbindung mit einem florierenden Team möglich sind. Gegenseitige Unterstützung und gemeinsame, harte Arbeit im Training wie im Wettkampf stärken das Vertrauen und die Verantwortung - und letztlich auch den Spaß am Spiel, wodurch die nötige Kreativität entsteht, die wir alle so sehr lieben.

Noch nie stand der Teamgedanke so ausgeprägt im Mittelpunkt wie bei dieser EM. Alle Viertelfinalisten haben durch ihr Teamwork überzeugt. Sensationell vor allem die Griechen und Tschechen, die mit überschaubarer individueller Qualität im Kollektiv Klasseleistungen geboten haben. Aber insbesondere die deutsche Nationalmannschaft ist ein Paradebeispiel für gemeinsam erarbeiteten Erfolg. Was wurde nicht alles vermutet vor Euro-Beginn. Aber die Befürchtung, der acht Mann starke Bayern-Block würde durch die Negativerlebnisse in Meisterschaft, Cup und Champions League den ganzen Kader mit seiner Depression infizieren, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil! Die Münchener wurden aufgefangen vom hervorragenden Betreuerteam rund um Teamchef Joachim Löw - und vor allem von ihren Teamkollegen. Schweinsteiger und Co. dankten es mit klar erkennbaren Leistungssteigerungen. Die Nestwärme, mit der Arjen Robbens Kollegen von Bayern im deutschen Quartier aufgenommen wurden, dürfte ihm bei der holländischen Mannschaft nicht zuteil worden sein. Wie sonst sind seine unterirdischen Leistungen zu erklären? Holland versank im Sumpf des Egoismus.

Ein funktionierendes Mannschaftsgefüge zu formen, das sich über acht Wochen täglich in Trainingseinheiten fordert und trotzdem harmonisch unter einem Dach zusammenlebt, ist eine schwierige Angelegenheit. Der deutsche Teamchef hat in den letzten sechs Jahren wiederholt bewiesen, dass er ein gutes Gespür für die sensible Zusammenstellung seines Kaders hat. Egozentriker, die nur sich im Zentrum des Erfolges sehen wollen, zerstören nicht nur das Mannschaftsklima, sondern vor allem den Blick auf die gemeinsam gesteckten Ziele. Klose und Mertesacker, langjährig Stammspieler, müssen das Geschehen von der Bank verfolgen. Aber sie sind intelligent genug zu begreifen, dass nur der mannschaftliche Erfolg zählt. Deutschland ist auf einem guten Weg, aber wie die engen Siege zeigen, noch lange nicht am Ziel. Alle anderen Teams sind hoch motiviert, den selbstbewussten Deutschen den anvisierten Pokal wegzuschnappen. Und es spielt die Crème de la Crème des europäischen Fußballs im Viertelfinale.

Wir werden unsere persönlichen Lieblingsspieler genau verfolgen. Wohl wissend, dass jeder von ihnen Produkt eines starken Teams ist.