Von Glamour ist hier keine Spur. Zumindest rein äußerlich, wenn man auf dem Parkplatz der Madison Square Garden Training Facility biegt. Die Gebäude wirken eher wie Lager- oder Fabrikshallen am Stadtrand. Der wertvollste Eishockey-Klub der Welt mit einem geschätzten Wert von rund 1,2 Milliarden US-Dollar (lt. Forbes-Magazin) residiert mit seiner Trainingshalle bei Tarrytown, 27 Meilen nördlich von Manhattans Madison Square Garden im Bundestaat New York.
Bei günstigen Verkehrsverhältnissen braucht man für die 44 kilometerlange Strecke etwa eine Stunde Fahrtzeit. Doch nicht nur die New York Rangers sind hier untergebracht. Auch der NBA-Klub New York Knicks nützt diese Infrastruktur mit einer eigenen Basketball-Halle. Das ist allerdings noch lange nicht alles, was sich hinter den gut gesicherten Toren verbirgt.
Es herrscht hier viel Bewegung an einem offiziellen Trainingstag der New York Rangers. Neben ausgewählten Zaungästen wie Sponsoren, Promis oder Angehörigen von Rangers-Spielern gibt sich naturgemäß eine Horde an New Yorker Journalisten die Ehre. Haus- und Hof-TV-Anstalt MSG ist gleich mit zwei Kamera-Teams anwesend, dazu noch ein Kamera-Team für die Rangers-Homepage und natürlich die schreibende Zunft. Bereits während der Einheit wird jede kleinste Abweichung von der Normalität bei Spielern und Trainern zerpflückt und analysiert. Rund vier Coaches auf dem Eis tun es ihnen gleich.
Direkt an der Bande stehend, wirken die Fähigkeiten der Spieler auf dem Eis noch einmal um eine Stufe bemerkenswerte. Vor allem Goalie Henrik Lundqvist zeigt hier in Tarrytown, warum er einer der besten Torhüter der Welt ist. Während der rund einstündigen Einheit muss er bei unzähligen Schüssen auf sein Gehäuse nur gezählte elf Mal hinter sich greifen. Ständige Beobachter glauben zu wissen, dass er einen schlechten Tag habe: "Manchmal bekommt er nicht ein einziges Tor." Doch auch der Villacher Michael Grabner sticht hervor, ganz ohne rot-weiß-rote Brille. Mit seinem Speed, den er auf das Eis bringt, kann in seinem Team niemand mithalten.
Wie im US-Profisport üblich öffnet sich kurz nach Trainingsende die Kabinentüre. Reporter stürmen ins Allerheiligste der New York Rangers und torpedieren die Spieler mit Fragen.
Dabei wird Mika Zibanejad, der nach Verletzung an seinem Comeback arbeitet, von der Menge bevölkert.
Ein paar Schritte weiter befindet sich der Fitness-Raum, wo andere Cracks bereits Krafttraining schinden. Als wäre die intensive Eiseinheit nicht anstrengend genug gewesen. Von der Kabine aus, die irgendwie das Herzstück bildet, gelangt man weiter in den Trakt mit den Trainer-Büros (jeder Trainer verfügt über seinen eigenen Raum). Gegenüber liegt ein Raum, der an einen Kinosaal erinnert. Hier werden die Videoanalysen abgehalten. Überall sticht das Klublogo hervor.
Eine Stunde nach Trainingsende empfängt Cheftrainer Alain Vigneault die Journalistenmeute. Beinahe täglich steht ihnen der 55-Jährige in einer Pressekonferenz Rede und Antwort. Wie bei den Spielern werden seine Zitate in der Sekunde via Twitter oder Facebook von den anwesenden Journalisten veröffentlicht.
Nach gut zwei Stunden kehrt in der Training Facility wieder Ruhe ein. Doch genau hier bei Tarrytown wird der Grundstein für die glamourösen Auftritte auf NHL-Bühne gelegt. Irgendwie passt es zum Eishockey, dass an einem möglichen Stanley-Cup-Titel inmitten der Natur gefeilt wird.