Es gab im österreichischen Eishockey eine Zeit, als oft von „Kärntner Mafia“ die Rede gewesen ist. Davon besonders betroffen waren frühere dubiose Entscheidungen im Bundesliga-Alltag. Allerdings gab es auch interessante Vergabe-Muster von internationalen Turnieren. So galt es für das Nationalteam als gesetzt, in Klagenfurt aufzuschlagen. Wie bei den B-WMs (1982, 1992), den A-WM-Qualifikationen (1997, 1998) oder den Olympia-Qualifikationen (2001, 2005). Zuletzt beim Österreich-Cup 2011 (mit den Gegnern Schweiz, Slowakei, Weißrussland). Mittlerweile gilt Wien als neues Hauptquartier. Daher bietet Team Austria heimischen Eishockey-Fans die seltene Chance, ihnen ab heute in Klagenfurt auf die Kufen zu blicken. Für Teamchef Roger Bader ist es schon ein wichtiger Baustein in der WM-Vorbereitung mit Blick auf Bratislava 2019 (ab 10. Mai). Mit hochkarätigen Gegnen: Norwegen, Frankreich und Dänemark.

Zwei Schwerpunkte gibt es aus rot-weiß-roter Sicht. Bader betont, dass den Spielen der Stempel aufgedrückt werden soll. „Mit aggressiver, attraktiver Spielweise.“ Gefordert sind nicht nur Neulinge, sondern auch Routiniers. „Ich verspreche niemandem einen Platz. Wie der WM-Kader aussehen wird, ist noch gänzlich offen.“ An der Vier-Triebwerke-Mentalität, die schon beim A-Klassenerhalt in Kopenhagen Priorität hatte, wird auch in Klagenfurt festgehalten. „Das ist internationaler Standard. Uns stehen fünf Blöcke zur Verfügung, alle werden ihre Chance erhalten.“

Keine österreichische Nummer Eins

Insgeheim hat für den Teamchef jedoch etwas ganz anderes Priorität. Die österreichischen Torhüter benötigen Spielpraxis und Selbstvertrauen. Bernhard Starkbaum, Lukas Herzog und David Madlener sind allesamt nur Nummer zwei bei ihren Klubs. „Das wird unser größtes Problem“, betont Bader. Ein einzigartiges Phänomen – keine andere A-Nation muss ausnahmslos mit Ersatzkeepern die Weltmeisterschaft bestreiten. Bader: „Ich kenne so etwas nicht einmal von irgendeiner anderen Sportart.“ Sollten also im EBEL-Play-off bei den drei Klubs Salzburg, Wien und KAC die Imports zum Zug kommen, wären Herzog/Starkbaum/Madlener fast zwei Monate ohne Spielpraxis. Und das vor dem ersten A-WM-Spiel.

Marco Rossi in Bratislava dabei?

Noch nie zur Sprache gekommen, aber vielleicht umso interessanter könnte für Bader der Name Marco Rossi werden. Österreichs 17-jähriges Eishockey-Juwel wurde gerade zum dritten Mal in der renommierten OHL zum Rookie des Monats gewählt und hält bei Ottawa 67’s nach 36 Spielen bei 24 Toren und 27 Assists. Eine Einberufung würde in jedem Fall Baders Muster entsprechen.