Ein Credo, das in vielen Eishockey-Kabinen für Motivation sorgen soll, könnte in Villach erfunden worden sein. „In schwierigen Zeiten werden Sieger geboren“, fasst die Situationen, mit denen sich der VSV in letzter Zeit immer öfter konfrontiert sieht, wohl am besten zusammen. Lukas Herzog steht davor, die neue Nummer Eins bei den Blau-weißen zu werden. Das war zwar ohnehin der langfristige Plan, erscheint in Anbetracht der Umstände aber umso logischer.
Einfacher Grund: Sein Mitstreiter Olivier Roy erlitt abermals und ohne Fremdeinwirkung eine Adduktorenverletzung. Für Torhüter, die sich bei gegnerischen Angriffen zu 95 Prozent auf ihren Knien (Butterfly-Stil) bewegen, bedeutet das ungefähr so ein Handicap, wie für einen Kitzbühel-Abfahrer auf nur einem Bein die Streif zu bewältigen. Nach dem ersten Schock begannen die Villacher unmittelbar nach dem Freitags-Spiel die Lage zu sondieren. „Wir rechnen mit dem Schlimmsten“, merkte dabei VSV-Tormanntrainer Markus Kerschbaumer an. Erste Untersuchungen bestätigen seine Befürchtungen. Demzufolge soll Roys Saison vorbei sein.
In Panik verfällt bei den Blau-weißen dennoch niemand. Speziell weil Herzog auf solide Saisonleistungen zurückblickt (90,8 Prozent Fangquote, 3,52 Gegentorschnitt). Der 23-jährige Rohdiamant aus Zell am See wechselte 2009 zum VSV. Kerschbaumer, der bereits die Karrieren von Gert Prohaska, Bernhard Starkbaum und zuletzt JP Lamoureux in die richtigen Bahnen gelenkt hatte, nahm ihn konsequent unter die Fittiche. Allein in dieser Saison übertrumpfte Herzog mit elf Einsätze die der vier EBEL-Vorsaisonen (zehn). Allerdings ist auch dem VSV bewusst, dass es fahrlässig wäre, den Druck und die Erwartungshaltung hinsichtlich Play-off-Qualifikation ausschließlich auf Herzogs Schultern abzuladen.
Als zusätzliche Unterstützung wird nun Rene Swette in Betracht gezogen. Speziell, wenn bei Kerschbaumers Worten zwischen den Zeilen gelesen wird: „Wir suchen die beste Lösung für den Klub, die Mannschaft und natürlich für Lukas Herzog“, erklärt der 41-Jährige. Eine erste Kontaktaufnahme mit dem Ex-KAC-Keeper habe es bereits gegeben, entschieden sei allerdings noch nichts. Der gebürtige Vorarlberger war zuletzt bei DEL2-Klub Dresden engagiert. Vergangenen Montag ließen die Deutschen den Kurzzeitvertrag auslaufen.
Eigentlich liegt die Lösung auf der Hand. Das heimliche Villacher Credo wartet nur darauf, sich einmal mehr zu bewahrheiten.