In so gut wie jeder Mannschaftssportart steht der Headcoach im Mittelpunkt des Geschehens. Sie werden für Erfolge gefeiert und bei Miss-Erfolgen meistens gefeuert. Oft wird behauptet, ein Coach ist nur so gut, wie seine Co-Trainer sind. Daher werden bei einem Wechsel zum Großteil auch immer die Assistenten getauscht. Sie zählen zu den engsten Vertrauten des Headcoaches, dieser kann sich im Normalfall zu 100 Prozent auf deren Loyalität verlassen. Die Aufgaben werden je nach Anzahl der Assistenten aufgeteilt. So übernimmt zum Beispiel einer die Arbeit mit den Verteidigern und der andere hat die Stürmer über. Der eine ist für das Powerplay zuständig, der andere kümmert sich um das Unterzahlspiel. Immer alles natürlich in Abstimmung mit dem „Chef“. Die Videoanalyse ist ein weiterer Part, die ausgeführt werden muss. So gut wie immer hat oder haben die Co-Trainer den engeren Kontakt zu den Spielern, sollten wissen, wie das Stimmungsbarometer in der Kabine ist. Wer mit Kritik gut umgehen kann und wer eher auf Lob reflektiert. Dieser Job verlangt Fingerspitzengefühl, gute psychologische Kenntnisse und selbstverständlich ein breitgefächertes Fachwissen.
Gutes Duo
Beim KAC bestand Headcoach Petri Matikainen bevor er seinen Vertrag vor zwei Jahren unterzeichnete, dass er seinen Co-Trainer selbst aussuchen darf. Mit Jarno Mensonen brachte er einen finnischen Landsmann mit, der davor bei Klubs tätig war, die nicht unbedingt als Aushängeschilder in ihren Ligen zählten. Aber die Harmonie bzw. Chemie stimmte zwischen den beiden Skandinaviern. Sie krempelten bei den Rotjacken einiges um, stellten das Training auf ein anderes Level und hatten es verstanden, ihre Stärken auf das Team zu übertragen. Matikainen, der mit seinen Ansprachen das Feuer zum Lodern brachte, Mensonen analysierte die Spiele bis in das letzte Detail und korrigierte Schwachpunkte mit dem notwendigen Taktgefühl. Die Spieler saugten die Inputs auf und setzten es mit viel Erfolg auf dem Eis um. Der Lohn ließ mit dem Meistertitel nicht lange auf sich warten.
Anderes Gesicht
Völlig anders gestaltete sich die im Viertelfinale abgebrochene Saison. Mensonen schlug in der Kabine einen völlig anderen Ton an. Zwar machte der Finne hinsichtlich der Aufbereitung der Videoclips und der Analyse weiter eine feine Arbeit, nur stand plötzlich zu 90 Prozent das Negative auf dem Programm. Positive Aktionen kamen zum Schluss dran, als die meisten Spieler schon die Köpfe hängen ließen. „Man konnte 15 Mal in einem Spiel etwas richtig machen und einmal nicht, dann zeigte er genau diese Sequenz. Jarno machte aus einer Fliege einen Elefanten und hat alles viel zu persönlich genommen. Er ist dabei richtig grantig geworden, daran sind einige zerbrochen“, erzählt ein Spieler, der nicht genannt werden will.
Selbstvertrauen verloren
Mit dieser Art und Weise entzog er im Laufe der Saison Schlüsselkräften die Freude am Spiel. Los ging es mit Adam Comrie, Nick Petersen, Steven Strong, Lukas Haudum und Marco Richter. Als die zu Beginn der Meisterschaft so starke Linie mit Matt Neal, Thomas Koch und Andrew Kozek in ein leichtes Formtief gefallen war, ließ er sein Unverständnis dafür vor allem Neal und Koch spüren. Der Routinier konnte damit recht gut umgehen, aber der Kanadier verlor völlig das Selbstvertrauen und war nicht imstande, mit der ständigen Kritik vor der versammelten Truppe umzugehen. Als im Play-off die davor so herausragende Formation mit Thomas Hundertpfund, Manuel Ganahl und Johannes Bischofberger nicht scorte und mehrere Gegentreffer hinnehmen musste, bekam das Trio den Zorn des Co-Trainers zu spüren.
Natürlich darf man Matikainen nicht aus der Pflicht nehmen, denn er hat seinen Landsmann walten lassen und ihn nicht darauf hingewiesen, dass es vielleicht besser wäre, es mit Lob und positiver Kritik zu versuchen. Da konnten seine motivierenden Ansprachen vor den Partien den aufgerissenen Graben nicht mehr schließen. Am Ende half es auch nichts mehr, dass sich Mensonen für seine harsche Kritik bei gewissen Spielern nach Beendigung der Saison persönlich entschuldigte. Das Team sendete an die Verantwortlichen des Vereins das klare Signal, dass es nicht gewillt ist, diese zum Großteil völlig demotivierenden Analysen weiter erdulden zu müssen. Daher hat sich der Klub von Mensonen getrennt und Matikainen ist auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Denn ihm ist es klar, es muss ein guter Mann sein, der gewillt ist, hart und lange zu arbeiten. Gute Videoanalysen sind ein Zeitfresser, erfordern Geduld und Kompetenz.
Von Mario Kleinberger