Im 80er-Jahre-Streifen „Zurück in die Zukunft“ spielen Statistiken eine wichtige Rolle. Der Bösewicht Biff klaut 2015 den Sport-Almanach und reist mit der Zeitmaschine, einem DeLorean-Sportwagen in die Vergangenheit, wo er sich dank diesem Konvolut ein goldenes Imperium aufbaut. Wertvolle Zahlen aus der Welt des Sports beschäftigen heute mehr Menschen denn je. In vielen professionell geführten Klubs sind Statistiker und Analytiker längst zum Teil des Teams geworden. Beim KAC liegt diese Part bei Hannes Biedermann.

Der Magister der Politikwissenschaften ist seit dem Kindesalter von Eishockey fasziniert. Und er stützt seine Analysen auf extern angelieferte Daten, die jede Bewegung der Rotjacken-Cracks minutiös erfasst. „Eine Datenerhebung erfolgt seit 2014. Seit drei Saisonen greifen wir auf einen externen Dienstleister zurück, der detaillierte Reports liefert“, erzählt der Feldkirchener. Zwischen 7500 und 13.000 Zahlen werden pro Spiel geliefert. Vieles fällt unter den Bereich „Betriebsgeheimnis“. Interessant wird es jedoch erst, nach Interpretation der Daten. „Sie geben nie die alleinigen Antworten. Aber sie helfen, die richtigen Fragen zu stellen“, stellt der KAC-Analytiker fest, dessen Werte-Repertoire die Vorstufe zur Videoanalyse bilden.

Dieses System erfasst selbstverständlich nicht nur die eigenen Daten. Sondern auch jene des Gegners. Insofern kann diese Erhebung und Auswertung wertvolle taktische Maßnahmen für das Play-off liefen. Biedermann: „Mit Co-Trainer Jarno Mensonen diskutieren wir in regelmäßigen Abständen sehr detaillierte Erkenntnisse aus den Daten. 80 Prozent werden verworfen, aber wichtig ist der Rest. Der dazu führt, dass die Trainer bei der Videoanalyse auf Dinge achten, die sonst vielleicht nicht aufgefallen wären.“ Verraten sei, dass Viertelfinal-Gegner Black Wings Linz für den KAC de facto gläsern ist. Eine Play-off-Bilanz wirkt dazu wie statistisches Mittelalter: Vier Mal standen sich die Teams gegenüber – der Sieger wurde jeweils später Meister. 2009 (4:0) und 2013 (4:2) triumphierten die Rotjacken, 2003 (3:0) und 2012 (4:1) die Linzer.

Die umfangreichen KAC-Daten bilden die Gegenwart. Ohne dass Biedermann Details nennt, dürfte es Linz kaum gelingen, den KAC zu überraschen. Die Zukunft steht auch im heimischen Eishockey vor der Türe. Für den KAC forscht ein Klagenfurter Mathematik-Student, der derzeit auf die Expertise vom schwedischen Erstligisten Frölunda Göteborg zurückgreifen darf. „Derzeit analysieren wir, was Linz gemacht hat. Mit dem neuen Tool, das programmiert werden soll, erfahren wir, was am Mittwoch oder Freitag passieren wird. Ein Algorithmus soll zu Prognose führen“, sagt Biedermann.

Er ist sich aber bewusst, dass die menschliche Komponente als eine Variable, nie ganz ausgeblendet werden kann. Und: „Ob diese Richtung, die der Sport einschlägt tatsächlich gesund und gut ist?“, denkt Biedermann laut: „Wenn Überraschung verloren geht, könnte es irgendwann fad werden.“ Von der eingangs erwähnten Science-Fiction ist der Eishockey-Sport generell also gar nicht mehr so weit entfernt. Die Zeitmaschine des KAC wirkt bereits abfahrbereit.