Schals, Taschentücher, Shirts und ein paar freundliche Ordner hatten sogar Abzieher parat - strömender Regen vor der Stadthalle, drinnen beschlugen die Plexiglasscheiben. Nicht nur in den ersten Sitzreihen im Unterrang hatte der Durchblick gefehlt, am Ende auch den Rotjacken. Auf dem Papier gastierte der Tabellenvorletzte, doch schon beim 1:0-Sieg in Innsbruck leistete das Team aus Tirol erbitterten Widerstand. Und dieses Mal wurde ihre couragierte Gegenwehr mit einem 3:2-Sieg belohnt. Ermöglicht durch einen überragenden Mann: Scott Darling, der Torhüter aus der NHL.

Der Start gehörte ganz klar den Rotjacken. Die Spielanteile konnten jedoch weder in gefährliche Aktionen, noch in substanzielle Torschüsse umgemünzt werden. So durften sich die Klagenfurter bei Lars Haugen bedanken, dass es mit 0:0 in die Drittelpause ging. Allerdings muss betont werden, dass gleich drei Unterzahl-Spiele neutralisiert werden konnten. Die besten Chancen fanden demnach Wachter und Sedivy vor. Innsbruck überließ dem KAC das Spiel und viel Platz, machte jedoch vor der eigenen blauen Linie dicht. So hatte Ex-NHL-Keeper Darling gar nicht viel Arbeit.

Beschämende Aktion

Die Tiroler ihrerseits zogen alle Register, versuchten zu provozieren. Wie in der 17. Minute. Nach einem Zweikampf zwischen Comrie/Boivin ließ sich der KAC-Verteidiger zu einem leichten Stockschlag auf den Oberkörper seines Gegners hinreißen. Michael Boivin fiel jedoch auf das Eis, krümmte sich vor (Phantom-)Schmerzen und wollte offensichtlich eine Bestrafung des Rotjacken-Cracks herausschinden. Die Referees sahen die Aktion glücklicherweise nicht, ließen das Spiel laufen und Boivin feierte wenige Sekunden später die wundersame Auferstehung. Eine mehr als beschämende Aktion für den Eishockey-Sport.

Wenige Minuten später kam es abermals zu einem Getümmel. Herbert verfolgte Bischofberger durch die Innsbruck-Zone, setzte ebenfalls einen Stockschlag. Der KAC-Stürmer wehrte sich. Und die Referees, die dann lediglich das Resultat dieses Scharmützels wahrnehmen konnten, schickten kurioserweise Boivin anstelle von Herbert auf die Strafbank.

Tore und eine Streitfrage

Ab dem zweiten Abschnitt legten allerdings beide Teams ihr Augenmerk wieder auf Eishockey. Erst wurde noch das Powerplay ausgespielt, unmittelbar nach Vollzähligkeit der Innsbrucker fasste sich KAC-Verteidiger Adam Comrie von halblinks ein Herz und knallte die Scheibe ins lange Eck. Doch die Tiroler hatten schnell eine Antwort parat - eigentlich aus einer Halb-Chance. Joel Broda nahm die Scheibe im eigenen Drittel auf, spazierte durch die neutrale Zone und wurde auch nicht energisch genug attackiert. Sein Schuss erwischte den schlecht positionierten Rotjacken-Keeper Haugen am falschen Fuß.

Dennoch fand der KAC einen besseren Rhythmus, nahm mehr Risiko im Spielaufbau und wurde Druckphasen in der Innsbruck-Zone belohnt. So entstand das 2:1. Andrew Kozek kam im Slot zum Schuss, Darling musste den Puck prallen lassen und Thomas Koch stand goldrichtig.

Kurz vor Drittelende gab es erneut Aufregung. Patrick Harand setzte in der neutralen Zone einen lupenreinen Open-Ice-Hit am puckführenden Christof Kromp (angelegte Schulter, Schlittschuhe auf dem Eis, nicht gegen den Kopf), Innsbrucks Miha Zajc spielte den Rächer - beide wanderten in die Kühlbox (wegen Interference bzw. Roughing).

Tiroler Doppelschlag

Dass die Spielweise vom Team um Trainer Rob Pallin dem KAC nicht liegt, ist kein Geheimnis. Innsbruck wurde für seine Hartnäckigkeit gleich zu Beginn des Schlussabschnitts belohnt. Im Powerplay zog John Lammers ab, der Puck schlug im kurzen Eck ein - 2:2. Es kam noch schlimmer. Unterweger/Comrie öffneten Broda die Türe und den Sololauf verwandelte der Kanadier eiskalt zur 3:2-Führung der Gäste. In der Folge zeigte Innsbruck-Goalie Darling seine Qualitäten. Allerdings: Der von Trainer Matikainen in dieser Woche angesprochene Raum vor dem gegnerischen Tor wurde stiefmütterlich behandelt.

Man kann dem KAC nicht vorwerfen, etwas unversucht gelassen zu haben. Obersteiner hämmerte ans Torgehäuse, und auch Petersen scheiterte - wie so oft. Haugen musste in der Schlussphase noch einmal zaubern. Nicht nur Glück war am Ende auf Seiten von Innsbruck-Keeper Darling (94,6 Prozent Fangquote). Die Rotjacken sind übrigens erst am nächsten Sonntag (Heimspiel gegen Bozen) wieder im Einsatz.