Im Grunddurchgang und in der Pick-Round konnten die Graz 99ers fünf von sechs Begegnungen für sich entscheiden. Daher gingen die Steirer auch als Favorit in die Halbfinalserie gegen die Klagenfurter. Nach zwei Spielen führt der KAC nach zwei Siegen in der Verlängerung mit 2:0. Für die Erfolge haben die Rotjacken wichtige Punkte in ihrem Spiel gegenüber dem Grunddurchgang verändert, womit die Grazer nicht gerechnet haben. Speziell auf das aggressive Forechecking haben die Steirer noch keine passende Antwort gefunden. Hinzu kommt die mentale Stärke der KAC-Spieler in dieser Saison.

Taktik

Dem Gegner Zeit und Raum nehmen heißt die taktische Vorgabe, was das Team bisher sehr erfolgreich praktizierte. Die Grazer können ihr ansonsten starkes Umschaltspiel nicht wie gewohnt umsetzen, da der KAC-Angreifer schon in der Zone der Steirer äußerst aggressiv die Verteidiger mit einem perfekten Timing attackierten. Durch diese Maßnahme wirkten die ansonsten spielerisch starken Graz-Verteidiger oft überfordert. Hinzu kam, dass die KAC-Verteidiger gut die Linien halten konnten und die Stürmer stark zurück arbeiteten.

Unterzahlspiel

Das Powerplay der Graz 99ers war über die bisherige Saison das Nonplusultra der Liga. Im Grunddurchgang erreichte das Team einen Wert von 26,1 Prozent, den die Steirer gegen Linz im Viertelfinale noch halten konnten. In den zwei Halbfinalspielen gelang in Überzahl noch kein Treffer. Die Klagenfurter agierten auch mit einem Mann weniger auf dem Eis äußerst aggressiv, zogen sich erst dann in das sogenannte Boxplay zurück, wenn der Gegner den Puck völlig unter Kontrolle hatte. Saisonübergreifend hat Graz gegen den KAC im Powerplay nur eine Erfolgsquote von 9,1 Prozent.

Mentale Stärke

Während der gesamten Saison gelang es dem KAC schon oft, Spiele im Schlussdrittel zu drehen. Ging eine Partie in die Verlängerung, verließen die Klagenfurter in den letzten zehn Verlängerungen das Eis als Sieger. Die letzte Niederlage in Verlängerung datiert vom 30. Oktober 2018, da gab es eine 1:2-Heimniederlage gegen Fehervar. Diese mentale Stärke ist vor allem im Play-off enorm wertvoll. Schon im Viertelfinale gegen Bozen siegten die Klagenfurter zwei Mal in der Overtime, darunter das legendäre Match, das erst in 121 Minute entschieden wurde. Nun die zwei Siege gegen die 99ers.

Play-off-Erfahrung

Was den KAC und die Graz 99ers extrem unterscheidet, ist die Erfahrung in der entscheidenden Phase der Meisterschaft. Wurde bei den Grazern der erstmalige Einzug in das Halbfinale als Riesenerfolg gefeiert, so ist dies für die Klagenfurter fast eine Selbstverständlichkeit. Mit dem Faktor Play-off wussten die Rotjacken schon immer gut umzugehen, 30 Titel sind der beste Beweis dafür. Die fünfte Jahreszeit, wie das Play-off genannt wird, entfacht bei den KAC-Spielern Fähigkeiten, die im Grunddurchgang nur selten zum Vorschein kommen.