Kennen Sie diese Situation? Sie haben sich in Ihrem Job etabliert und eine gewisse Position erarbeitet. Ein bohrender Gedanke lässt sie aber nicht los. Und irgendwann sehen sie über jedes Risiko hinweg und versuchen sich auf einem neuen Terrain. Manuel Ganahl kennt diesen Moment. Der 28-jährige Vorarlberger, der via Graz 99ers zum KAC gekommen war, verabschiedete sich heuer von den Rotjacken. Der finnische Erstligist Pelicans Lahti ist jetzt sein Arbeitgeber.

Rund eineinhalb Autostunden nördlich von Helsinki hat für Ganahl heuer sein erstes Auslands-Abenteuer begonnen. Auf den Nationalteam-Stürmer kam ein Paradigmen-Wechsel zu. "Das Training ist nicht härter, aber umfangreicher", erzählt er. So wäre er drei bis vier Mal pro Woche einen ganzen Tag in der Eishalle. Vor allem Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer nehmen einen wichtigen Aspekt ein. Bereits im Juli bezog er seine Wohnung in Lahti, um auch das gesamte Vorbereitungsprogramm direkt bei den Pelicans zu bestreiten. Und sofort wurde er mit den neuen Gepflogenheiten konfrontiert. Denn ein großes Thema in Finnland ist natürlich die Sauna. Mittlerweile bezeichnet sich der Vorarlberger als großer Fan. "Sogar in meiner Wohnung befindet sich eine. Für die Regeneration ist das super. Aber meine Kollegen hier übertreiben es. Die schwitzen jeden Tag schon in unserer Eishallen-Sauna."

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Der Klub habe ihn zwar herzlich empfangen. Doch Kabinensprache Finnisch macht für ihn den Wechsel nicht einfacher. Meistens muss er sich aufgrund der sprachlichen Barriere hinten anstellen. "Das ist komplett neu für mich. Ich habe zwar versucht, ein bisschen die Sprache zu lernen. Aber es ist wirklich schwierig." Die Trainer-Anweisungen werden dann von Spielern ins Englische übersetzt. Dass dadurch allerdings manche wichtigen auf der Strecke bleiben, liegt in der Natur der Sache. "Es ist schon blöd, wenn man in der Hektik einer Partie die taktischen Anweisungen nicht versteht. Aber irgendwie konnte ich mich bisher durchwurschteln", erzählt Ganahl, ergänzt aber: "Die Teamkollegen sind fantastisch zu mir und helfen bei allem."

In den finnischen Medien ist der 28-Jährige noch nicht so präsent. Auch weil ihm die großen Torszenen, für die er in Österreich bekannt war, fehlen. Es hapert lediglich am Glück, meint Ganahl. So blieb er in allen fünf Saisonpartien der Pelicans ohne Scorerpunkt. Zuletzt wurde er in der ersten Formation mit Jesse Mankinen und Miska Siikonen aufgeboten, der ihn aufgrund von Rückennummer und Spielstil an KAC-Kumpel Thomas Hundertpfund erinnert. Zuvor spielte er mit dem 22-jährigen Kapitän Hannes Björninen und Jesse Ylönen, dem 18-jährigen Top-Talent (heuer an 35. Stelle von Montreal gedraftet). Was nach einer positiven Tendenz klingt, endete mit einem Reservisten-Dasein im Spiel gegen HFIK (4:3-Sieg n. P.). Ganahl bleibt dennoch kämpferisch:"Mein Ziel ist es jetzt konstant bei Powerplay und Unterzahl auf dem Eis zu stehen."

Kleinere Eisfläche

Neben einer Reihe von taktischen Umstellungen musste sich Ganahl besonders auf die neue Eisfläche anpassen. "In Lahti befindet sich das kleinste Eis der Liga. Dadurch ist das Spiel natürlich viel schneller, man hat weniger Platz. Ich musste mir viele Routinen abgewöhnen." Das von Trainer Ville Nieminen geforderte System sei zudem aggressiver, als er es in der EBEL gewohnt gewesen ist. "Es wird ständig Mann gegen Mann gespielt. Über das ganze Eis. Und die Verteidiger pinchen immer. Ich gehe davon aus, dass beim KAC heuer ähnlich gespielt wird", hält Ganahl fest.

In jedem Fall ist Ganahl vor der internationalen Bühne gewarnt. Denn in Lahti ist er der Legionär, der jetzt Zählbares produzieren muss. Andernfalls könnte die finnische Kälte erbarmungslos zuschlagen. Dessen ungeachtet bleibt sein Ziel nun jedoch, herauszufinden, wo sein persönliches Limit liege. Ein guter Ansatz, um sich auch im neuen Umfeld stark zu positionieren.

Übrigens: Die neue Rückennummer von Manuel Ganahl ist die Nummer 71. Seine übliche 17 wird bei den Pelicans seit Lahti-Legende Kari Eloranta nicht mehr vergeben.