Was das Gegenteil von gut sein kann? Wenn es Mamas "gut meinen". Die vermeintliche Brutalität des Eishockeys schürt die Angst um ihre Söhne. Gut hingegen ist, dass Ali Wukovits als Knirps seinen Willen durchgesetzt hatte und somit zu einem Lichtblick in der rot-weiß-roten Eishockeyszene avancierte. Mit der Besonderheit, dass Ali dunkelhäutig ist. Und das ist im Eishockey ja eher selten.
Auf dem Weg an die Spitze taten sich allerdings Abgründe auf - aufgrund seiner Hautfarbe. "Es gab da einen Moment, ich war neun oder zehn Jahre alt. Bei einem Zusammenprall brach sich ein gegnerischer Spieler die Hand. Der Vater des Buben hat mich daraufhin auf das Gröbste beschimpft." Später, sagt er aber, blieb er von Beschimpfungen zum Glück verschont.
Widerstände als unliebsame Begleiterscheinung einer Eishockey-Karriere tauchten allerdings ständig auf. Zuletzt, nach einer verheißungsvollen Saison in der elitären Nachwuchsschmiede von Färjestad BK. "In der Vorbereitung schnupperte ich sogar Luft der Kampfmannschaft. Dann erlitt ich eine Gehirnerschütterung", schildert der Sohn einer Burgenländerin und eines Senegalesen. Fünf Monate war Wukovits gezwungen, zu pausieren: "Wenn Statistiken oder Videos fehlen, wird es schwer, einen Vertrag zu ergattern." Im Sommer unterschrieb der 20-jährige Stürmer wieder bei Heimatklub Vienna Capitals, um Spielpraxis auf Erwachsenenniveau zu sammeln.
Tiefe Einblicke. Unter Trainer Serge Aubin zählt er nun zu den Stammkräften und bekommt selbst in heiklen Situationen das Vertrauen ausgesprochen. "Es ist interessant, die kanadische Variante mitzuerleben. Aubin setzt auf vollen Einsatz und ständige Präsenz auf dem Eis. Selbst im Training", erzählt Wukovits und gibt tiefe Einblicke auf das Spielsystem: "Defensiv agieren wir mit hartem Forecheck und starkem Pressing. Im Puckbesitz werden uns viele Freiheiten gewährt." Aubins Vorgaben scheinen bislang zu funktionieren. Wien entpuppte sich bereits als heißer Titelkandidat. Fraglich ist, ob der KAC, der an einem ähnlichen Konzept festhält, im heutigen Duell dagegenhalten kann.
Nicht, wenn es nach Wukovits geht. Der Wiener schielt aber nicht auf Punkte, sondern versucht, seine Entwicklung voranzutreiben. Der Zweijahres-Vertrag des Stürmers ist mit einer Ausstiegsklausel versehen. Denn mit Schweden hätte er noch eine Rechnung offen. Vor allem die dort beheimateten Trainer Staffan Lund (von 2010 bis 2012 beim KAC) oder Tommy Samuelsson (Ex-Capitals-Coach) halten große Stücke auf ihn. "Auch die zweite Liga wäre interessant. Sie helfen mir dabei", sagt Wukovits. Wohl auch, weil sie es ehrlich gut meinen mit seiner Karriere.