Siegen oder fliegen – die Graz 99ers stehen in den zwei verbleibenden Spielen der Gruppenphase in der Champions Hockey League unter Zugzwang. Wenn sie die Tür offen halten wollen, müssen sie die zwei kommenden Spiele gegen Mountfield HK gewinnen. Doch brauchen sie auch Schützenhilfe: Aus den Parallelpartien darf Cardiff keinen oder Frölunda maximal einen Punkt holen. Bei Punktgleichheit entscheidet am Ende nämlich das direkte Duell – da hätte Graz gegen beide das schlechtere Blatt in der Hand.

Ihre erste Pflicht müssen die Grazer heute in der eigenen Halle erfüllen: Um 19.30 Uhr erfolgt das Bully gegen die Tschechen und dabei wird mit Daniel Oberkofler voraussichtlich (wie schon beim 1:5 gegen den KAC) eine wichtige Stütze ausfallen.

Einer, der den Eishockeyklub und auch die Stadt Hradec Kralove (Königgrätz) seit Kindheitstagen kennt, ist Zdenek Vanek. Der Vater von NHL-Star Thomas Vanek ist in der böhmischen Stadt aufgewachsen und hat im Klub gespielt. „Es war mein Stammverein, bis ich zum Studieren nach Prag gegangen bin“, erzählt er, „wir waren als Kinder fast immer in der Eishalle. Laptops und Handys gab es damals ja noch nicht, wir waren immer draußen.“

An die Stadt hat er gute Erinnerungen. „Hradec Kralove ist eine typisch tschechische Stadt mit einer schönen Altstadt und k. u. k. Vergangenheit.“ Die Verbindung ist noch stark, auch wenn für die Vaneks Österreich nach der Flucht mehr als nur ein Zuhause geworden ist. „Ich vermisse hier nichts. Wir leben schon 40 Jahre hier und somit länger als in Tschechien – Österreich ist unsere Heimat.“

Seine Mutter und einige frühere Weggefährten leben noch im Vorland des Riesengebirges. Vanek: „Wir fahren zwei Mal im Jahr auf Besuch hin. Die Reise ist nicht so angenehm, denn ab der Grenze sind die Straßen wesentlich schlechter.“ Ein paar Jugendfreunde werden heute auch dabei sein, wenn rund 500 Schlachtenbummler für prächtige Stimmung sorgen werden. Vanek: „Ich habe gehört, dass sie einen Sonderzug organisiert haben.“

Die Reiselust der Fans spiegelt die Faszination für den Eishockeysport in unserem nördlichen Nachbarland wider. „Vom Stellenwert ist Eishockey über dem Fußball“, erzählt Vanek, „die Extraliga ist sehr stark und Mountfield liegt aktuell auf einem Mittelfeldplatz. Sie haben jetzt drei Spiele verloren und stehen unter Druck.“ Ob die Tschechen den Grazer liegen? „Das ist schwer zu sagen. Aber sie sind wie alle tschechischen Teams technisch sehr gut und laufstark. Ich habe sie aber lange nicht gesehen.“ Die Grazer gefallen Vanek jedenfalls auch diese Saison „sehr gut. Sie spielen ein tolles Hockey und haben wieder gute Legionäre geholt. Es hat sich in den vergangenen Jahren vieles verbessert.“ Bevor es heute in die Merkur-Eishalle geht, wird er seinen Freunden wohl noch die Stadt zeigen.

Und einen Vorteil haben Handy und Co. freilich auch für ihn: Sohn Thomas hat die Handyzeit seiner Söhne zwar im Auge, den Opa dürfen sie aber immer anrufen.