Herr Präsident, ihre 99ers gehen als Tabellenerster in die Ligapause - ganz ehrlich, hätten Sie das erwartet?

JOCHEN PILDNER-STEINBURG: Nein, und das war auch nicht die Zielsetzung. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass unsere Arbeit so schnell belohnt wird. Schön.

Wie fühlen Sie sich als Präsident des Spitzenreiters nach all den Jahren der, sagen wir, Entbehrung?

PILDNER-STEINBURG: Es ist sehr angenehm, nicht mehr von Spiel zu Spiel zittern zu müssen. Allerdings ist das Gefühl nicht unbekannt. Vor sechs Jahren waren wir auch Erster. Damals wusste keiner wieso und es ging auch sehr rasch wieder bergab. Dieses Mal wissen wir eher, warum wir oben stehen - es ist das Produkt langfristiger Arbeit. Und ich gehe davon aus, dass es diesmal nachhaltig ist, auch wenn man nicht immer nur Erster sein kann.

Ihre Erklärung für den plötzlichen Erfolgslauf?

PILDNER-STEINBURG: Das begann mit Trainer Bill Gilligan, der von Anfang an ein klares Konzept vor Augen hatte. So umfassend kenne ich das nicht einmal aus dem Geschäftsleben. Und heuer hat er die Mannschaft, um seine Qualitäten umzusetzen. Auch im Umfeld wird gut gearbeitet - ein Lob für Geschäftsführer Feiertag. Dazu habe ich klargestellt, dass nur das Team der Star ist.

Viele können einfach nicht glauben, dass die aktuelle Mannschaft sogar billiger sein soll, als die letztjährige. Wie sieht es wirklich aus?

PILDNER-STEINBURG: Sie ist tatsächlich billiger. Der Name Gilligan hat sicher bei manchen Spielern gezogen, die vorher nicht nach Graz wollten. Dazu wurde umgedacht, der Gehälterwahnsinn gestoppt. Gute Österreicher sind wieder erschwinglich.

Wie sind Sie mit den Zuschauerzahlen zufrieden?

PILDNER-STEINBURG: Ich habe nach den letzten Jahren Verständnis, dass die Leute nicht sofort auf den Zug aufspringen. Dazu kommt die Wirtschaftskrise und die Konkurrenz vom Fußball. Ich bin aber überzeugt, das ,Ausverkauft' kommt noch. Gegen Linz hatten wir trotz Dienstag-Termin schon über 3000 Fans.

Der einzige Wermutstropfen ist die erneute Verletzung von Goalie Charpentier. Wird reagiert?

PILDNER-STEINBURG: Alles hat auch positive Seiten - so konnte sich Fabian Weinhandl als erstklassiger Goalie präsentieren. Er ist eine würdige Nummer eins. Sollte Charpentier aber länger ausfallen, werden wir reagieren müssen. Wir warten die Pause ab.

Was hat Sie bisher überrascht?

PILDNER-STEINBURG: Außer den 99ers? Dass Salzburg und der KAC sich so schwer tun. In Salzburg liegt es wohl am eigenwilligen System von Trainer Pagé - er ist eher Visionär denn Realist.

Und Neuling Zagreb?

PILDNER-STEINBURG: Hat sich voll bewährt. Sie halten mit und die Euphorie ist ein Wahnsinn - 7000 Zuseher, was konnte der Liga Besseres passieren? Kroatien ist dazu für Sponsoren interessant.

Geht es bei den 99ers ähnlich erfolgreich weiter?

PILDNER-STEINBURG: Wir genießen die Situation mit Freude und Demut. Zufrieden darf keiner sein, dann ist der Rückschritt vorprogrammiert. Wir haben noch Luft nach oben, heben aber nicht ab. Was wirklich möglich ist, sehen wir im Play-off.