Herr Peintner, die Frage liegt Eishockey-Fans auf der Zunge: 2009 spielten die 99ers bis zum Play-off großartig, heuer klappt's gar nicht. Was ist los?

MARKUS PEINTNER: Wir machen oft einen Schritt nach vor, aber immer auch zwei zurück. Und unser Trainer sagt: Wir sind nicht so schlecht, wie wir spielen, aber auch nicht so gut, wie wir glauben. Ich bin der Meinung: Ein paar Siege mehr und niemand spricht mehr von einer Krise.

Sie selbst sind in der Torschützenliste vorn dabei. Zufrieden?

PEINTNER: Mir wäre lieber, ich wär's nicht und die Mannschaft dafür vorne. Ehrlich, ich bin keiner, der im Rampenlicht stehen muss. Das passt nicht zu mir.

Das sieht aber gar nicht so aus.

PEINTNER: Extrovertiert bin ich nur äußerlich, ich bin aber eher verschlossen. Ich bin ein Kämpfer und Arbeiter, musste immer härter als die anderen trainieren. Schon als Jugendlicher. Deshalb habe ich auch seit sieben Jahren im Nationalteam überlebt und nicht, weil ich so ein Talent bin.

Früher mit buntem Haar, jetzt mit bunter Barttracht - Sie fallen aber immer auf. Warum eigentlich das schrille Outfit?

PEINTNER: Fortgehen gab's bei mir nie. Wenn andere Pause gemacht haben, hab' ich trainiert. Ich war immer ein Einzelgänger. Mit 21, 22 kam mir aber plötzlich der Gedanke: Was ist, wenn ich jetzt tot umfalle? War das dann alles? Da ging ich zum Friseur, sagte ihm: Alarm jetzt! Mach, wozu du gerade Lust hast, und von diesem Tag an kam ich jede Woche.

Sie haben eine einsitzige Harley-Davidson. Gibt es keine Familienpläne, eine Partnerin?

PEINTNER: Ich finde, das Privatleben sollte privat bleiben. Nur so viel: Ich bin ein Mann mit zwei Gesichtern. Auf dem Eis bin ich ein absoluter Teamplayer, privat bin ich sehr gern allein.

Ärgert Sie das große Interesse am Fußball in der Stadt?

PEINTNER: Überhaupt nicht. Ich bin ja ein absolut Fußballverrückter. Mir taugt das. Ich kann mich auch erinnern, dass mich mein Vater, er ist Oststeirer, in die Gruabn mitgenommen hat. Sturm ist eine sehr sympathische Truppe, die mir imponiert. Und mir taugt es am meisten, wenn ich ganz nah bei den Fans sitzen kann. Ich glaube ja auch, dass ich denken kann wie ein Fan. Ich weiß genau, wo sie angefressen sein werden. Ich verstehe die Leute sehr gut.

Sie haben als Spieler fast überall in Österreich gespielt, Wien, Linz, Villach, Lustenau ...

PEINTNER: Ja, was ich gut kann, ist, mich mit einem Verein zu identifizieren. Ich war nie einer, der nur spielt und sich das Geld abholt. Ich weiß nur: Nach vier Jahren Villach spiele ich sicher nie für Klagenfurt. Das geht nicht.

Wie ist das in Graz? Werden Sie dauernd auf der Straße angesprochen?

PEINTNER: Ja, natürlich erkennt man mich manchmal, aber ich bin sicher kein Star. Nicht in Graz. Da ist das nicht so wie in Villach. Höchstens, dass mich Kinder ansprechen, die sind nicht so schüchtern. Denen gefalle ich.

Nach zwei Jahren: Wo finden Sie, liegt der Schwachpunkt von Graz?

PEINTNER: Ich denke, man erfährt draußen zu wenig von der Stadt, ich wusste zum Beispiel vorher nichts von Graz. Dabei ist die Größe gut, man fühlt sich schnell wohl, anders als etwa in Wien. Mir gefallen Schoßberg und Schöckl. Die sind einzigartig und ich bin gerne dort.

Und wo trifft man Sie im Nachtleben?

PEINTNER: Nirgendwo. Wir dürfen gar nicht fort! Außerdem: Wir haben Montag frei, was soll ich da am Sonntag in der Stadt? Ich bin ohnehin am liebsten allein zu Hause. Oder in der Natur. Oder auf meiner Harley.

Und wo treffen Harley-Fans Sie?

PEINTNER: (lächelt) Also das Clocktower in der Kärntner Straße ist schon sehr lässig. Da geh ich gerne essen. Dort ist auch der Koch ein Deutscher, der fünf Jahre in Villach verbracht hat. Ich treffe in Graz sowieso vor allem Kärntner. Vor allem Studenten. Das hat aber nichts damit zu tun, dass Grazer verschlossen sind. Ich brauch in der Regel ja auch höchstens zwei Tage, um mich irgendwo einzuleben. Es ist halt einfach eine Studentenstadt.

Wie sehr quälen Sie sich für den Sport?

PEINTNER: Täglich eineinhalb Stunden Kraftkammer, jeden Vormittag am Eis. Im Sommer Laufen entlang der Mur. Aber für mich ist das keine Qual. Mir macht das ungeheuren Spaß. Fitness ist mein Leben.

Wie wird es für Sie weitergehen?

PEINTNER: Meine Karriere plane ich nicht, die passiert. Längerfristig würde ich gerne als Personalcoach arbeiten. Ich würde da vom Kühlschrankausmisten bis zum Lauftraining alles machen. Die Leute haben ja keine Vorstellung, wie man gesund lebt. Das zu vermitteln, würde mir Spaß machen.