Herr Richer, wie hat der Eishockey-Coach der 99ers den Sommer verbracht? Haben Sie den Urlaub genossen?
MARIO RICHER: Ich habe diesmal auf einen Urlaub verzichtet. Dafür habe ich als Reporter 45 Tage lang die Ottawa Senators in der entscheidenden Phase der NHL begleitet. Das war eine große Erfahrung für mich. Ich habe mit vielen Spielern und Coaches gesprochen. Dieser Informationsaustausch wird mir bei meiner Arbeit hier in Graz sicher helfen.

Das Eistraining in Graz beginnt am 1. August. Da wäre für ein wenig Erholung ja noch Zeit, oder?
RICHER: Eigentlich könnte ich noch in der Karibik sein, ich liebe Kuba. Aber diesmal wollte ich mich auf die neue Saison einfach länger vorbereiten.

Was brennt Ihnen derzeit unter den Schlittschuhen?
RICHER: Wir haben bereits sieben Neuzugänge, doch ich will noch einen Verteidiger und einen Stürmer holen. Noch fehlen uns aber die finanziellen Mittel.

Aber es zeichnet sich bereits eine Lösung ab?
RICHER: Es wären einige wirklich interessante Spieler verfügbar, aber zunächst heißt es, Geld aufzutreiben. Ein Grund mehr, warum ich bereits hier bin. Ich frage an vielen Stellen nach, frage immer und immer wieder nach. Wer nichts tut, wird auch nichts finden. Schon gar kein Geld.

Im Grunde haben sich die 99ers schon ordentlich verstärkt...
RICHER: Halt, halt. Man darf nicht vergessen, dass wir auch viele gute Spieler verloren haben. Und auch die Konkurrenz geizt nicht bei Neuverpflichtungen.

Sie haben mit Ex-Innsbruck-Stürmer Francis Lemieux Ihren Wunschspieler erhalten?
RICHER: Ich will Spieler, die alles geben. Ich will Akteure, die einen ausgeprägten Charakter haben. Ich will Spieler, die auf dem Eis Emotionen zeigen und nicht schlafen. Diese Vorgaben erfüllt Francis, das hat er auch in Innsbruck gezeigt. Ich kenne ihn wirklich bestens, ich war bereits einmal in Kanada sein Trainer.

Erinnern Sie sich noch an den 29. Oktober des Vorjahres zurück?
RICHER (lächelt): Ja, da wurde ich für fünf Spiele gesperrt. Aber versprochen: Ich werde in der neuen Saison nicht immer alles sagen, was mir auf der Zunge liegt. Schon gar nicht im Fernsehen und zu den Schiedsrichtern.

Stichwort neue Saison: Zagreb ist aus-, Bozen in die Liga eingestiegen. Was bedeutet das für die 99ers?
RICHER: Vor allem, dass wir noch mehr Kilometer im Bus sitzen werden. Viel Unterschied zu Zagreb wird nicht sein. Die Kroaten hatten viele Spieler mit Doppelstaatsbürgerschaft, Bozen hat sehr viele Italokanadier.

Zurück in den Grazer "Bunker": Eine neue Eishalle ist leider nicht in Sicht...
RICHER: Das trifft mich. Ich habe eine kleine Kabine, die hat kein Fenster. Oft sehe ich zwölf Stunden lang keinen Sonnenstrahl.

Zuletzt eine Bitte: Auf der abgetauten Eisfläche steht derzeit ein Sofa. Können wir ein Bild machen, auf dem Sie entspannt wirken?
RICHER: Sorry, das geht nicht. Das bin nicht ich. Erholung mag ich nicht, ich mag die Arbeit.

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