Niemand im Spitzensport ist derzeit zu beneiden. Athleten, die strenge Auflagen zu erfüllen haben. Funktionäre, die großem finanziellen Schaden ins Auge blicken. Oder Fans, die nicht wie gewohnt ihre Idole unterstützen können. Bewerbe auszurichten, erweist sich in Corona-Zeiten als riesige Herausforderung. Im dichten Dschungel von Verordnungen kann mittlerweile kaum jemand durchblicken. Bei Indoor-Sportarten wie Eishockey erschwert sich die Situation noch einmal. Aber eine internationale Meisterschaft wie die bet-at-home ICE Hockey League muss aus organisatorischer Sicht wohl ein Albtraum sein.

Die ICE wechselte vergangenes Wochenende in den Meisterschafts-Modus. Es war mit Teilnehmer Bozen (ITA), Bratislava (SVK) und Fehervar (HUN) vorhersehbar, dass nichts reibungslos über die Bühne gehen wird. Dass ein Team allerdings seine ersten beiden Spiele nicht bestreiten kann, kam doch etwas ungeplant. Bozen musste am Donnerstag, während der Anreise in die Slowakei, mit dem Bus auf steirischem Boden umdrehen - wie der "Kurier" berichtete. Tags darauf hätte das Auftakt-Duell gegen Bratislava stattfinden sollen. Und am Samstag wurde klarerweise auch die Partie gegen Salzburg verschoben.

Strafverifizierungen ausgehebelt

Wenige Tage davor hat die Liga ihr Corona-Handbuch präsentiert, das exakt solche und noch mehr Szenarien berücksichtigt. Und eigentlich hätten die Partien strafverifiziert werden müssen (also zweimal 0:5 für Bozen). Doch es wurde vermieden, die Spiele auf den grünen Tisch zu bringen. Das Freitags-Spiel hat die Spezial-Komission der Liga abgesagt. Und für Sonntag haben Bozen und Salzburg gleichzeitig um Verschiebung angesucht. Somit wurde eine mögliche Strafbeglaubigung ausgehebelt.

Dieses Vorgehen am Eröffnungs-Wochenende mag nobel sein. Und vielleicht sogar unterstützend wirken. Allerdings heißt dies: Bei zukünftigen Corona-Fällen anderer Teams werden sie wohl ebenfalls darauf pochen, nicht bestraft zu werden. Andererseits bedeutet das Signal: Es wird alles unternommen, um den Mannschaften in so einer Ausnahme-Situation zu unterstützen. "Wir müssen so viele Spiele wie möglich spielen und müssen so viel wie möglich dafür tun", sagt Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger mantraartig.

Liga-Spielort Bruck/Leitha?

An einem anderen Liga-Standort verschärft sich überdies die Lage. Seit Montagabend heißt es, dass in der Slowakei ein flächendeckendes Veranstaltungsverbot herrscht. Damit dürfte die Eishockey-Extraliga nicht starten und ICE-Neuling Bratislava Capitals dürfte keine weiteren Heimspiele in der Ondrej-Nepela-Arena austragen. Am Sonntag empfingen sie zum ersten und voerst einzigen Mal in der ICE die Vienna Capitals (2:7-Niederlage). "Wir erhalten aus Bratislava am Dienstag weitere Updates", meint Feichtinger, den die Professionalität und der Umgang mit der Situation des slowakischen Klubs beeindruckt: "Sie halten uns immer auf dem neuesten Stand." Sobald Gewissheit herrsche, werde nach Lösungen gesucht, meint der Liga-Geschäftsführer.

Eine dieser Lösungen, die ebenfalls schon parat läge, könnte lauten, dass die Bratislava-Heimspiele zukünftig auf österreichischem Boden ausgetragen werden. "Bruck an der Leitha wäre eine gute Alternative", lässt sich Feichtinger entlocken. Die Capitals-Verantwortlichen zeigen sich gegenüber diesem Vorhaben offen. Eine weitere Möglichkeit wäre, nur Auswärtsspiele auszutragen. Über das weitere Prozedere müssten jedoch die anderen Liga-Teams miteinbezogen werden. Die einzige gute Nachricht: Es bleiben nun elf Tage Zeit, um zuzuwarten, eine Entscheidung zu treffen und bis die Bratislava Capitals ihr nächstes Heimspiel austragen müssten.