Herr Präsident, was motiviert Sie neuerlich, für das höchste Amt des Österreichischen Eishockeyverbandes zu kandidieren?
GERNOT MITTENDORFER: Wir haben eine ganz gute Bilanz in den letzten Jahren gehabt. Wir haben einiges bewegen können, einiges neu gemacht und sicher das eine oder andere sehr erfolgreich durchgeführt. Wir wollen diesen Weg weitergehen. Das Team, das sich nur auf einer Position verändert, ist hoch motiviert und wir glauben, in einer Zeit wie jetzt, dass wir unsere Erfahrungen einbringen können und dem österreichischen Eishockey weiter gute Dienste erweisen können.

Wie würden Sie die Ist-Situation im heimischen Eishockey beschreiben?
Aufgrund von Corona haben es die Vereine zurzeit finanziell nicht einfach. Man muss zurück zur Normalität finden. Die Hallen sind schon wieder geöffnet, es finden Hockey-Camps statt. Es war enorm viel Arbeit, diese Konzepte zu erstellen. Die Regierung sendet uns nun positive Signale, dass ab September sogar bis zu 5000 Fans in den Hallen möglich sind. Jetzt ist es das Wichtigste, dass wir unsere Ligen wieder hochfahren können. Finanzielle Mittel sind notwendig, um den Sport im Gesamten zu erhalten. Wir sind optimistisch, dass wir das schaffen können. Es wird aber nicht einfach werden.

Was glauben Sie, bewegen zu können, wenn Sie erneut gewählt werden?
Wir haben ja schon einiges bewegt, wenn man die Entwicklung der letzten Jahre betrachtet. Wir haben Konzepte umgesetzt, die jetzt Früchte tragen. Wir haben es im Nachwuchsbereich geschafft, dass wir mit besseren Nationen regelmäßig mitspielen. Dazu haben wir uns in der U20 sogar für die Top-Division qualifiziert. Wir arbeiten mit den Vereinen der obersten Spielklasse zusammen, um Strukturen zu schaffen, wie wir österreichische Spieler forcieren können. Ziel ist es, mehr Nachwuchsspieler zu bekommen, die mehr Druck an der Spitze ausüben würden. Wir werden die Programme und Projekte fortsetzen und versuchen, finanzielle Mittel zu lukrieren, um die Programme erweitern zu können. Zudem haben wir fertige Projekte in der Schublade liegen, wie etwa Torhüter- oder Verteidiger-Spezialcamps.

Welche Rolle wird das Damen-Eishockey spielen?
Wir wollen bei den Damen, die wir im Vorjahr in den Verband integriert haben, dasselbe erreichen wie bei den Herren. Wie verhandeln mit einigen Nationen, um längerfristige Verträge für Länderspiele abzuschließen. Und wir haben ein Konzept für ein Damen-Bundesleistungszentrum ausgearbeitet.

Im Nachwuchs klafft eine Lücke zwischen den Topvereinen und dem Rest. Haben Sie dafür Lösungsvorschläge?
Das Thema ist eher, die Nachwuchsarbeit besser zu honorieren, Nachwuchsarbeit lukrativ zu machen. Wir sind gerade daran, ein System zu erarbeiten, in dem es um den Ersatz für Ausbildungskosten geht. Das wollen wir dann gemeinsam mit den Vereinen diskutieren und auch umsetzen. Wenn in allen Nachwuchs-Standorten investiert wird, werden wir auf Sicht auch mehr Wettbewerb bekommen. In den Altersklassen bis zu U15 sollen die Wege kurz gehalten werden, damit die Kinder nicht immer nur im Autobus sitzen. Da muss man eine Breite bekommen und diese interessant gestalten. Um Reisewege zu reduzieren, sind Meisterschaften mit angrenzenden Ländern sicher eine Variante. Die Kinder sollen ja mehr auf dem Eis stehen und trainieren anstatt Bus zu fahren.

Es gibt Tendenzen, dass der Verband mit der selbstständigen Liga wieder in einer noch nicht definierten Form verschmelzen soll. Können Sie sich mit dieser Variante anfreunden?
Das muss man mit allen Beteiligten diskutieren. Der Kooperationsvertrag läuft mit der nächsten Saison aus, dieser muss neu gestaltet oder neu verhandelt werden. Es wird eine Sache werden, für die wir uns genügend Zeit nehmen werden und schauen, was ist das Beste für die Entwicklung für das Eishockey und das werden wir dann auch umsetzen.

Könnten beide Parteien davon profitieren oder würde es einen Verlierer geben?
Ich halte nichts davon, Dinge umzusetzen, bei denen es Verlierer gibt. Es sollte im Konsens passieren. Natürlich gibt es andere Interessenslagen, da gilt es zu schauen, wie ein Interessensausgleich passieren kann. Aber das ist uns in den letzten Jahren immer gelungen.

Wann wird die Liga starten und wie viele Zuschauer werden in die Hallen gehen dürfen?
Wir sind derzeit in Verhandlungen, es gibt ganz gute Signale. Ich glaube, dass die Meisterschaft spätestens am 1. Oktober starten wird können. Die Weltmeisterschaften sind ja zwei Wochen nach hinten verschoben worden, daher könnten wir eine ganze Saison spielen. Wie es nun aussieht, sogar vor Publikum. Wenn man die Fans reduziert, muss man sich ein Modell überlegen, wie man die Vereine finanziell entschädigen kann. Das ist eine Sache, die man mit dem Ministerium klären muss.

Wann wird es in Österreich wieder eine A-WM geben? Existieren Pläne für moderne Arenen?
Es gibt ein Projekt in Wien mit dem Namen WH-Arena. Wir sind mit den zuständigen Projektbetreibern schon im Kontakt. Kurz vor dem Lockdown hatten wir ein Meeting mit dem internationalen Verband IIHF und haben die Anforderungen besprochen. Die Infrastrukturgruppe des IIHF ist in Kontakt mit den Projektbetreibern. Wir sind optimistisch, dass wir, so das Projekt umgesetzt wird, spätestens 2027 wieder eine A-WM in Österreich haben.