Ein neuer Hauptsponsor (Bet-at-Home), ein neuer TV-Partner (PULS24), ein neuer Klub (Bratislava Capitals) und etliche Vereine, die ebenfalls in die Meisterschaft drängen (ua. Olimpija Ljubljana). Eigentlich sollte der Sommer in der heimischen Eishockey-Liga ein sorgenfreier sein. Alles wirkt auf Schiene, und das, obwohl es eine Corona-Krise zu bewältigen gilt. Doch dann explodierte ein offenbar jahrelang schwelender Konflikt in Linz. Und die Auswirkungen dieses öffentlich gewordenen Schlagabtausches sind noch immer nicht absehbar.

Zur Erinnerung: Die Black Wings Linz werden von Präsident Peter Freunschlag regiert. Nach Saisonende wurde Manager Christian Perthaler vor die Türe gesetzt. Und auch die finanziell durchaus mächtigen Vize-Präsidenten kehrten Freunschlag den Rücken. Perthaler sowie die Ex-Linz-Sponsorenriege der Ex-Vize-Präsidenten spalteten sich ab und gründeten den EV Linz. Dieser suchte umgehend um Aufnahme in der Liga an. Dazwischen kündigte die Linz AG den Hallennutzungsvertrag mit Freunschlag, ruderten später aber wieder zurück. Eine öffentliche Schlammschlacht (Anzeigen, Klagsandrohungen und diverse gegenseitige Unterstellungen waren die Folge). Linz alt und Linz neu schafften es fast täglich in die Schlagzeilen der regionalen Medien.

Schwere Vorwürfe

Vergangenen Mittwoch wurde der Showdown eingeläutet. Das Aufnahmeverfahren stand nach einer, wie aus Insider-Kreisen zu erfahren ist, sehr beeindruckenden Präsentation von EV Linz, zur Abstimmung bereit. Davor wurde bekannt, dass einzelne Spieler der Black Wings Linz auf fehlende Gehälter geklagt haben. Und weitere Vorwürfe tauchten in der "Kronen Zeitung" auf.

Am Montag gegen Mittag sollte das Ergebnis des Umlaufbeschlusses feststehen. Zehn Vereine sind stimmberechtigt, EV Linz benötigt sieben Befürworter, um in die Liga einzutreten. Eine Aufnahme des zweiten oberösterreichischen Klubs würde überraschen. Schon davor haben sich viele Klub-Bosse darauf verständigt, dass sie einen zweiten Linzer Klub ablehnen würden. Trotz oder vielleicht sogar wegen der Präsentation. "Ganz neutral gesehen: Die Bewerbung war ausgezeichnet. Vielleicht die beste, die es je gab. Aber es wird nicht reichen", ist zu hören. Schließlich kann der EV Linz wichtige Unternehmerfamilien wie Egger oder Greiner zu seinen potenten Unterstützern zählen. Der Klub würde mit einem Schlag über ein Budget verfügen wie etwa KAC oder Salzburg.

Freunschlag hat aber bei seinen alten Verbündeten wohl wirksam die Trommel gerührt. Perthaler wurde als das Böse personifiziert und darauf hingewiesen, dass es schnell neuerlich passieren könnte, dass ein geschasster Manager den eishockey-passionierten Präsidenten ihren Klub wegnimmt. Und darauf reagieren die Liga-Bosse, wie man weiß, höchst allergisch.

Keine Liga-Sanktionen

Dass der Black Wings-Präsident jedoch selbst genügend Gegenwind erfährt und sich gravierenden Anschuldigungen konfrontiert sieht, tut der Sache keinen Abbruch. "Die bisherigen Anklagen haben wir lediglich aus den Medien entnommen. Selbst wenn es eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gäbe, wäre das kein Grund zum Handeln. Es gilt ja prinzipiell die Unschuldsvermutung", sagt Liga-Präsident und Rechtsanwalt Karl Safron. Soll heißen: Auch wenn sich die Vorwürfe erhärten, gäbe es aus Sicht der Liga keinen Handlungsbedarf bis zu einer Verurteilung.

Hinter den Kulissen sieht es freilich anders aus. Die Liga steht in einem Dilemma, erfährt tagtäglich negative Berichterstattung. "Es gibt kein Regulativ, dass die Liga ermächtigt, hier Nachschau zu halten", sagt ein Insider. Selbst ein Lizenzierungsverfahren, das es ja in der Liga nicht gibt, könnte solche Entwicklungen nicht verhindern. Wie man etwa aus anderen Sportarten weiß.

Dem EV Linz bleibt also nichts anderes übrig, als abzuwarten. Freunschlag hingegen hält alle Trümpfe in der Hand. Allen Kritikern unterstellt er übelste Propaganda und versucht gleichzeitig bei Medien zu intervenieren. Sollte über das Wochenende nicht eine Sensation passiert sein, bleibt er mit den Black Wings der einzige Linzer Liga-Klub. In weiterer Folge könnte ihm das helfen, den Verein an die neue Gruppe zu seinen definierten Konditionen zu verkaufen. Bislang scheiterten alle Verhandlungen.

Fazit: Es steht einiges auf dem Spiel. Nämlich mehr als nur eine Entscheidung zwischen Black Wings Linz und EV Linz. Die Liga muss um einen Standort fürchten, der sich in den vergangenen Jahren hinsichtlich Zuschauerandrang zum Krösus entwickelt hat. Wie lange kann Freunschlag noch auf Zeit spielen?