Eine Reihe von Kollegen haben in letzter Zeit Ihren Rücktritt erklärt. Sie sagten einmal, solange es Spaß macht, werden Sie weiter spielen. Nun läuft Ihr Vertrag mit Saisonende aus. Gibt es schon eine Entscheidung?

Matthias Trattnig: Sagen wir so, es macht mir noch überaus großen Spaß Eishockey-Profi zu sein.

So sehr, dass sie einen weiteren Vertrag unterschreiben würden?

Matthias Trattnig: Zu vertraglichen Situationen dürfen wir Spieler eigentlich nicht Stellung beziehen.

Das bedeutet?

Matthias Trattnig: Ich formuliere es so: Höchstwahrscheinlich werde ich noch zwei weitere Jahre für Salzburg spielen.

Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, Salzburg den Rücken zu kehren?

Matthias Trattnig: Ich spiele jetzt zwölf Jahre für diesen Klub. Das können nicht viele Spieler von sich behaupten. Es ist nicht nur eine Ehre. Mir liegt der Klub am Herzen. Ich werde für keinen anderen Verein mehr spielen und möchte hier meine Karriere beenden.

Mit Vertragsende zählen Sie dann zu den ältesten Spielern der Liga. Wie würden Sie die EBEL charakterisieren?

Matthias Trattnig: Am Anfang haben insgesamt sechs oder sieben Ausländer gespielt. Mittlerweile sind es mehr als zehn pro Team. Es stellt sich die Frage, wer irgendwann in unsere Fußstapfen rücken soll.

Sorgen Sie sich um Ihre Erben?

Matthias Trattnig: Die EBEL hat an Charakter verloren. Früher gab es auf dem Eis viele Emotionen. Jetzt wirkt alles eingeschlafen.

Die EBEL hat Zuschauer-Zahlen veröffentlicht. Immer weniger Fans sind bei Spielen in der Halle. Überrascht Sie das?

Matthias Trattnig: Nicht im Geringsten. Leider wird es forciert, dass die Liga möglichst ausgeglichen ist. Für mich und sicher viele Fans ist es jedoch interessant, wenn körperliche Härte und Schnelligkeit im Spiel sind und nicht dass neun Ausländer ständig ihre Runden ziehen.

Gibt es Rivalitäten nur noch auf dem Papier?

Matthias Trattnig: Für uns sind Partien gegen den KAC immer noch etwas Besonderes. Hier kennt man wenigstens die Gegenspieler. Aber es hat überall an Emotionen, Hitzigkeit und Härte verloren. Es hat sich eine generische Liga entwickelt.

Ihre Schlussfolgerung?

Matthias Trattnig: Durch die vielen Strafen und Sperren hat die Liga das harte Körperspiel reduziert. Halten oder Stockfouls verlangsamen zwar die Partien, werden aber bewusst ignoriert. Es hat Zeiten gegeben, als es an jedem Spieltag irgendwo in Österreich Action gegeben hatte. Das vermisse ich, aber auch viele andere Beobachter der Szene.

Allerdings tragen auch die Spielsysteme nicht unbedingt zur Attraktivität bei. . .

Matthias Trattnig: Das mag in manchen Fällen richtig sein. Wien spielt heuer jedoch deutlich aggressiver als in den vergangenen Jahren. Doch wie gesagt: Für mein Empfinden wird alles absichtlich verlangsamt. Zum Beispiel die 45-sekündigen Werbepausen. Sie dienen ja lediglich Mannschaften mit vielen Imports. Mit zweieinhalb Linien ist es damit überhaupt kein Problem mehr eine Partie zu absolvieren.

Zurück zu Salzburg. Sie sind vorne mit dabei. Richtig überzeugen konnten die bisherigen Auftritte jedoch nicht. Im Vergleich zu den letzten Jahren. . .

Matthias Trattnig: Wir waren zu dominant und konnten uns einiges erlauben. Heuer sind wir nicht mehr überlegen, sondern müssen kämpfen. Es fühlt sich einfach anders an.

Und wie fühlen Sie sich? Schließlich sind Sie ja meist erst im Play-off in Top-Form.

Matthias Trattnig: Ich hatte Verletzungen, aber mir macht Eishockey im März oder April am meisten Spaß.