"Es ist schwer in Worte zu fassen. Das erste NHL-Spiel mit den Detroit Red Wings bei Toronto Maple Leafs zu absolvieren. Besser geht es eigentlich nicht", zeigt sich Marco Kasper überwältigt. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis er die ereignisreichen letzten Tage wird verarbeiten können. Mit zarten 18 Jahren debütierte der Klagenfurter in der besten und wohl auch härtesten Eishockey-Liga der Welt.

Viele jagen dem Traum ihre ganze Karriere hinterher, bei Kasper herrschten nie Zweifel. Es wirkte manchmal wie eine Fügung, eine Aneinanderreihung günstiger Situationen. Geschenkt wurde ihm allerdings nichts. Er arbeitete an seinem Traum härter als andere. Etwa als Kasper bereits im KAC-Nachwuchs gegen Ältere für Furore sorgte und sich dadurch für SHL-Klub Rögle empfohlen hat. So wurde mit Detroit die wohl attraktivste Station der nächsten Jahre auf ihn aufmerksam, sicherte sich im NHL-Draft seine Dienste. Wer diesen Weg verfolgt hat, Kaspers Talent beobachten konnte und diesen unbändigen Ehrgeiz erlebt hat – für den lautete die Frage nicht, ob, sondern wann er bei den Besten der Besten einlaufen wird.

Wie selbstverständlich ließ er beim Eröffnungsbully gegen Superstar John Tavares den Stock kreisen und stellte sich dem Kanadier (1068 NHL-Spiele) gegenüber. "Ich habe versucht, die Atmosphäre aufzusaugen, den Moment zu genießen. Dieses Bully werde ich nie vergessen. Es war richtig cool." Die fast 20.000 Maple-Leafs-Anhänger in der Arena versuchte er auszublenden, solche Dinge ist er aus Schweden gewohnt. "Mir hat es aber besonders viel bedeutet, dass mein Papa dabei sein konnte. Er hat mich meine ganze Karriere begleitet, war immer da. Das war richtig schön."

Kasper hinterließ bei seinem allerersten Auftritt mit rund 15 Minuten Einsatzzeit einen vielversprechenden Eindruck. Er zog seine unbekümmerte, ja rotzfreche Spielweise auch bei den Eishockey-Stars der NHL unbeirrt durch. Das sorgte bei Detroits TV-Reportern für helles Entzücken, als er mit anderen Stars von Morgen (darunter auch Lucas Raymond, Simon Edvinsson oder Moritz Seider) das Handgemenge mit gestandenen Toronto-Profis nicht scheute.

Es schien, als würde diese Clique von Anfang-20-Jährigen Reibung förmlich provozieren, um bald gefürchtet zu werden. Und um erfolgreich zu sein. Denn Toronto wurde mit einem 5:2 abgefertigt. "Dass wir gewonnen haben, ist natürlich perfekt für so einen Tag", meint Kasper, der (noch) ohne Scorerpunkt geblieben war. Detroit-Trainer Lalonde lobte den Debütanten: "Marco war wirklich großartig. Er hat ein sicheres Spiel mit guter Teamarbeit gezeigt und ist nie in Schwierigkeiten geraten."

Kasper: "Da ist viel Adrenalin"

Dafür bedarf es schon eine Portion Extra-Klasse und vor allem Reife. Schließlich stand Kasper exakt sieben Tage zuvor noch mit Rögle im Play-off. Hinter ihm liegt bereits eine lange Saison: "Ich spüre es schon. Aber da ist auch so viel Adrenalin." Binnen Tagen musste er sich aus dem schwedischen System kommend die NHL-Strategie aneignen. "In Meetings haben mir die Assistant-Coaches Detroits Spielweise erklärt. Es gab aber vor meinen ersten Einsatz kein Training, lediglich einen Morning-Skate", erzählt Kasper. Viel Unterstützung erhielt er von seinen Teamkollegen: "Es ist natürlich alles einfacher, wenn man so toll aufgenommen wird."

Nach dem Spiel kletterte der 18-Jährige erneut in den Flieger der Red Wings. "Es ist richtig cool. Man bekommt nun mit, wie das Leben als NHL-Spieler abläuft." Von Toronto reiste das Team nach Montreal, wo bereits der nächste Einsatz folgen könnte. Sofern das eine davongetragene Blessur nicht verhindert. Für Detroit beginnen die letzten sechs Spiele der Saison. Kasper hat Blut geleckt.