Etwas zerknirscht saß Lukas Haudum nach der 0:7-Niederlage Österreichs gegen Russland in den Katakomben der Arena Kopenhagen. Unverschwitzt und in Zivil. Nicht, weil er unbedingt von den besten Plätzen der Halle den Untergang miterleben wollte. Die Schwellung nach einem geblockten Schuss verhinderte seinen Einsatz gegen die Sbornaja. Sang- und klanglos ging das rot-weiß-rote Team unter und erlebte eine Machtdemonstration Russlands, die jedoch noch Reserven erahnen ließ. Tatsächlich hatten sich NHL-Scouts der St. Louis Blues eingefunden und hofften sich ein Bild von Haudums Qualitäten machen zu können, berichtet sein Agent Peter Kasper. „Er kann die Scheibe unter Druck behaupten und trifft gute Entscheidungen. Das sind unter anderem Fähigkeiten, die Scouts auf den Plan rufen“, skizziert der Klagenfurter. Von seinem Heilungsprozess ist nun abhängig, ob er für das bevorstehende WM-Duell gegen die Slowakei am Dienstag einsatzfähig wird.

Läuft alles nach Plan, wird Michael Raffl in dieser Partie seinen WM-Einstand feiern. Der Villacher landete am späten Nachmittag in Kopenhagen und wird heute erstmals mit der Mannschaft trainieren. Wie berichtet, musste er aufgrund von Formalitäten nachreisen. Was man sich nun von Österreichs einzigem NHL-Spieler beim WM-Turnier erwarten darf? Der Stürmer gilt als vielseitig einsetzbar und eröffnet Teamchef Roger Bader einige taktische Möglichkeiten mehr. Schließlich hat Raffl schon bei den Philadelphia Flyers bewiesen, dass er als Flügel und Center eingesetzt werden kann. Wichtig werden seine Stärken (u. a. Puck halten, Scheibe abdecken, Schussstärke und giftig vor dem gegnerischen Tor) für Österreich in jedem Fall. Wo und wie er eingesetzt wird, wollte Bader klarerweise noch nicht verraten. „Ich habe eine Idee. Aber Raffl hatte zwei Wochen keinen Eiskontakt. In jedem Fall ist er eine große Unterstützung“, betonte er.

Auf und abseits des Eises, wie seine Teamkollegen schwärmen. „Er ist ein großer Spieler, der Tore schießen kann, gegen für uns so wichtige Gegner wie Frankreich und Weißrussland“, verspricht sich Alexander Rauchenwald und ergänzt: „Er ist die Intensität aus der NHL gewohnt.“ Auch Verteidiger Dominique Heinrich freut sich auf Verstärkung aus der besten Eishockey-Liga der Welt. „Michi ist ein Führungsspieler. Er zeigt Präsenz auf dem Eis und in der Kabine. An ihm können wir uns orientieren.“

Die Erwartungshaltung innerhalb der Mannschaft ist also hoch. Fakt ist allerdings, dass es nicht nur von Raffl abhängig sein wird, ob die Österreicher in ihren verbleibenden Partien bestehen können. Die Frage lautet daher: Wie schnell kann sich ein NHL-erprobter Michael Raffl entsprechend anpassen?

Abgereist ist inzwischen Steven Strong. Der Verteidiger hat eine schwere Knieverletzung erlitten. Die endgültige Diagnose wird erst in Österreich gestellt. Der Schweizer NHL-Spieler Sven Andrighetto (entschuldigte sich nach dem Spiel bei Strong), der ihn brutal gefoult hatte, erhielt seitens IIHF keine weitere Sperre aufgebrummt. Selbst für eidgenössische Journalisten ein Skandal.