In den Notizbüchern von NHL-Scouts tauchte Bernhard Starkbaum erstmals vor fünf Jahren auf. Damals beim schwedischen Erstligisten Modo unter Vertrag stehend und mit starken statistischen Werten gesegnet, interessierten sich angeblich sogar fünf Klubs aus der besten Eishockey-Liga der Welt für ihn. Dies überraschte. Nicht wegen seiner Fähigkeiten zwischen den Pfosten. Spektakuläre Paraden gehörten schon damals zu seinem Steckenpferd. Für die NHL, wo reihenweise Zwei-Meter-Hünen im Tor stehen, fehlen dem Wiener jedoch gut und gerne zehn Zentimeter an Körpergröße. Seine WM war mäßig, die Geschichte ist bekannt. Einzig Michael Raffl schaffte es zu den Philadelphia Flyers, die am ÖEHV-Torhüter ebenfalls Interesse gezeigt haben sollen (neben Nashville, Montreal und Edmonton).

Durchwachsene Jahre liegen hinter ihm. Nicht immer erreichte er seinen Leistungs-Plafond. Nun aber will es Starkbaum noch einmal allen Zweiflern und Kritikern zeigen. Und vermutlich auch den Salzburgern, die ihm nach ausgelaufenem Vertrag bis dato kein neues Angebot vorgelegt haben. Gleich zum WM-Auftakt gegen die Schweiz zauberte der 32-Jährige und brachte NHL-Stürmer Nino Niederreiter plus Kollegen an den Rande der Verzweiflung. Es wirkte, als würde sich bei Starkbaum aufgestauter Druck entladen. Dass sich dazu Jungstar Dominic Zwerger und Manuel Ganahl eiskalt vor dem gegnerischen Tor präsentierten, brachte Österreich einen Punktgewinn ein.

Völlig unspektakulär sah seine Leistung hingegen der Keeper selbst: „Sicher probiert man alles, um den Puck zu halten. Ich aber bin nur ein Puzzleteil.“ Wer Starkbaum kennt, weiß, dass ihn die drei Gegentreffer mehr ärgern als ihn die 38 gehaltenen Schüsse freuen. So ist es vielleicht gar nicht verkehrt, dass Teamchef Roger Bader ihn heute gegen die übermächtigen Russen nicht deren Tormaschinerie (7:0 gegen Frankreich) ausliefern will. Starkbaums Hochform muss gehütet werden. Sie gibt Teamchef Roger Bader berechtigte Hoffnung, über den nötigen, sicheren Rückhalt zu verfügen.

Russland wartet

Für das Team galt es, schnell zu regenerieren. Rund 22 Stunden nach Spielende stand die Partie gegen Russland auf dem Programm. Der Olympiasieger ist mit 14 Goldmedaillengewinnern von Pyeongchang und sechs NHL-Spielern angereist und hat sich zur WM-Eröffnung mit einem 7:0 gegen Frankreich warm geschossen.

Alles andere als der nächste russische Sieg wäre eine Riesensensation, mit dem am Samstag getankten Selbstvertrauen wollen die Österreicher aber auch der "Sbornaja" das Leben schwer machen. "Wenn die uns ernst nehmen und Vollgas geben, wird es schwierig. Ich weiß aber, es gibt immer wieder Partien, wo sie es ein bischen locker nehmen, dann kann man vielleicht einen Punkt oder einen Sieg stibitzen", sagte Bader.