Es gibt wohl kaum eine frauenfeindlichere Zone als eine Eishockey-Kabine voller Männer. Die Gerüche, die aus den Taschen strömen, sind hantig und tränken die Luft mit Testosteron. Bier steht parat und die Gesprächsthemen gestalten sich eher flach. Tiefsinnigkeiten wären irgendwie auch fehl am Platz. Eine Frau verpasst diesem gewohnten Ambiente jedoch einen völlig neuen Anstrich. Wie bei den Eisraupen Klagenfurt.
Dort wird heuer die gebürtige Grazerin Julia Pechmann im Kärntner Eishockey-Unterhaus zwischen den Pfosten stehen. Für die 22-jährige Torfrau sei es nichts Außergewöhnliches, alleine unter Männern zu spielen. "Für die Kärntner mag das neu sein. Hier habe ich vom Kärntner Eishockey-Verband auch eine Sondergenehmigung benötigt. Aber in Graz habe ich bereits bei verschiedenen Herren-Klubs gespielt", erzählt die Steirerin, die erst seit April in Klagenfurt lebt. "Mein Freund hat mich so kennengelernt. Es gibt für ihn aber keinen Grund zu Eifersucht", versichert sie.
In der Kabine selbst sehe sie kein Problem mit dem manchmal etwas rauen Umgangston. Flache Witze ihr gegenüber verhallen, sobald sie ihre Fähigkeiten auf dem Eis ausspielen kann. Ihre Teamkollegen von den Eisraupen bezeichnen sie mittlerweile als "die Katze" aufgrund ihrer schnellen Bewegungen und Reaktionen.Auf Sonderbehandlung legt Pechmann keinen Wert. Nur wenn es ums Duschen geht, lassen ihr die Männer den Vortritt: "Während sie ihr Bier trinken, hüpfe ich schnell unter die Brause."
Oma gab den Anstoß
Mit fünf Jahren kam die junge Grazerin auf den Geschmack. "Meine Oma hat mir einen Zeitungsausschnitt gezeigt, der zum Kindertraining am Schwarzlsee eingeladen hatte. Ich war sofort begeistert", erzählt Pechmann. Speziell die Goalie-Position übe für sie Faszination aus. "Ich bin als Kind in Graz jedes Mal zum Training geeilt, damit ich ja noch eine Torhüter-Ausrüstung ergattere. Zum Ausleihen gab es nur wenige."
Schon immer versuchte sie, sich eher mit den Burschen zu messen und dort ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. "Sie schießen einfach schärfer. Es ist gegenüber dem Damen-Eishockey ein höheres Level", meint Pechmann. Worin sie noch Unterschiede zwischen Damen- und Herren-Eishockey ortet, dürfte ihren Teamkollegen wohl als Denkanstoß dienen. "Die Mädels spielen technisch versierter", sagt sie schmunzelnd und präzisiert: "Dort ist auf dem Eis ja kein Körperkontakt erlaubt."
Einen markanten Vorteil genießt Pechmann jedoch beim Eishockey unter Männern: Nach dem Training wird in der Kabine fachgesimpelt. Bei einem Bier versteht sich.
Von Martin Quendler