Herr Vizepräsident, wie empfinden Sie es derzeit, KAC-Spiele anzuschauen: als Vergnügen oder eher als Plage?
HELLMUTH REICHEL: Eishockey ist für mich zwar immer ein Vergnügen, aber ich muss eines zugeben: Ich bin schon lockerer in die Eishalle gegangen.

Nach den zwei Seuchenjahren hat der KAC viel Geld in die neue Mannschaft investiert. Der sportliche Ertrag ist bisher aber eher bescheiden. Warum?
REICHEL: Wir haben viele neue Spieler, die Zeit brauchen, sich zu integrieren. Auf dem Eis als auch privat. Wir mussten außerdem die Meisterschaft ohne Mike Craig, für uns ein Schlüsselspieler, beginnen und hatten noch dazu von den neun Spielen im ersten Durchgang sechs auswärts zu bestreiten. Und wenn du nichts gewinnst, hast du auch kein Selbstvertrauen. Ja, und schließlich haben wir auch ein Torhüterproblem.

Wie wollen Sie das lösen?
REICHEL: Wir hoffen, dass sich Hannes Enzenhofer zur Nummer eins entwickelt?

Mit Andrew Verner als Top-Tormann und KAC-Stütze rechnen Sie also nicht mehr?
REICHEL: Er war, wie wir wissen, verletzungsanfällig und hat sich sehr bemüht, ist im Sommer schlanker geworden. Was Verner bisher leistete, war allerdings unbefriedigend.

Was passiert, wenn es auch mit Enzenhofer nicht klappt?
REICHEL: Da müssten wir uns um einen neuen Tormann umschauen. Das tät' mir für Andrew zwar leid, der große Verdienste hat, aber wir müssen in so einem Fall auch an den Verein denken.

Experten vermissen beim KAC das Ineinandergreifen der Formationen, Schwächen im Aufbau, in der Defensive und im Powerplay sind offensichtlich. Fehler, die eigentlich im Training auszumerzen sind?
REICHEL: Der Trainer kann keine Tore schießen oder verhindern. Die Mannschaft ist einfach verunsichert und macht meistens das Falsche.

In einem Interview mit dem KAC-Kurier meinten Sie, das Play-off sollte locker zu schaffen sein und selbst das Finale wäre drinnen. Noch immer dieser Ansicht?
REICHEL: Ja, das ist noch immer unser Ziel.

Nach den bisherigen Leistungen und dem Zittersieg gegen Graz nicht ein bisserl unrealistisch?
REICHEL: Nein, ich orientiere mich nicht an Graz, sondern am ersten Drittel gegen Wien.

Heute geht es nach Ungarn zu Alba Volan zum Tabellenletzten . Alles rechnet mit zwei Punkten, Sie auch?
REICHEL: Schon, aber auf die leichte Schulter nehmen, brauchen wir die Ungarn nicht. Auch Wien musste Sonntag kämpfen.

Chad Hinz durfte gegen Graz nicht spielen, weil er gegen die Capitals einen entscheidenden Fehler begangen hatte. Halten sie eine solche Strafe für richtig, wäre nicht eine Pönale sinnvoller?
REICHEL: Eine solche Maßnahme ist ja Stumpfsinn, damit schwächen wir uns schließlich selbst.