Von einem Journalisten wurden Sie gefragt, ob das österreichische WM-Aufgebot von 2011 die schlechteste Mannschaft sei, die Sie jemals trainiert haben. Sind wir wirklich nicht besser?

BILL GILLIGAN: Das Problem war, dass wir ständig hinten lagen. Wir haben dann völlig unser Konzept verloren. Mit jedem Rückschlag wurde der Misserfolg immer mehr zu einem Spiegelbild unserer Mannschaft.

Nach dem Sieg gegen Slowenien hieß es aber, dass der Knoten geplatzt sei.

GILLIGAN: Ich will und werde der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Alle haben sich bemüht, aber wir haben im Kopf nicht so gespielt, wie wir spielen hätten sollen.

Sie haben auf die besten verfügbaren Spieler gesetzt. Waren es aber auch die richtigen Spieler, die Österreich bei der WM vertreten haben?

GILLIGAN: Ich werde jetzt sicher keinen Spieler be- oder verurteilen. Man kann immer diskutieren, ob uns andere Spieler mehr geholfen hätten.

Hätten sie?

GILLIGAN: Das ist ja die große Frage. Wenn man gute Spieler aus unserer Liga auf dem Niveau der A-WM sieht, merkt man, dass sie plötzlich nicht mehr gleich erfolgreich sind wie zu Hause.

Offenbar ist der Kreis, aus dem der Teamtrainer auswählen kann, viel zu klein.

GILLIGAN: Wir müssen einfach mehr Spieler produzieren, die auf diesem Niveau erfolgreich spielen können.

Dass unsere Leistungsträger kollektiv versagt haben, ist aber kaum zu verleugnen.

GILLIGAN: Wie gesagt, über einzelne Spieler zu diskutieren, halte ich für wenig sinnvoll.

Über was sollte man dann diskutieren?

GILLIGAN: Meine Arbeit ist es, die richtigen Spieler auszuwählen und gemeinsam eine Leistung zu erbringen. Ich gebe nicht den Spielern die Schuld, ich gebe sie mir. Ich muss analysieren, was ich hätte besser machen sollen.

Erste Erkenntnisse?

GILLIGAN: Langfristig müssen wir endlich eine Strategie zur Erstklassigkeit entwerfen. Etwas stimmt doch nicht. Sie können mich gerne austauschen, aber ich glaube es fehlt einiges zum A-Niveau.

Nämlich?

GILLIGAN: Derzeit viel zu viel. Ich will mich nicht verteidigen, aber was in der Meisterschaft läuft, ist nicht gut. Was im Verband läuft, muss man sich genau anschauen. Das betrifft die Liga, die Klubs, die Schiedsrichter, einfach alles. Da müssen wir neu anfangen.

Wollen Sie an dieser Zukunft weiter mitarbeiten?

GILLIGAN: Es gibt mehrere Konzepte in der Schublade. Aber wir müssen endlich Fortschritte machen.

Haben Sie überhaupt Lust weiterzumachen?

GILLIGAN: Derzeit ist das ein schlechter Zeitpunkt für diese Frage. Aber die Arbeit macht mir generell noch viel Spaß.

Einige Spieler haben harte Kritik am Verband und seiner Führung geübt.

GILLIGAN: Das hat leider einen ziemlichen Wirbel hineingebracht. Der Zeitpunkt war vor einer WM denkbar ungünstig.