Selten war ein Eishockey-Nationalteam vor einer Weltmeisterschaft so im Gespräch - allerdings negativ. Wie haben Sie die harsche Kritik der Spieler an der Team-Führung aufgenommen?

DIETER KALT: Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass Thomas Vanek mitten im Play-off so um das österreichische Eishockey-Nationalteam besorgt ist. Ich glaube er wurde in die Richtung ein wenig angestoßen. Die größten Kritikpunkte haben wir nach der Weltmeisterschaft 2009 in der Schweiz ausgeräumt.

Die da wären?

KALT: Wir hatten damals einen Trainer. Jetzt sind es drei und ein zusätzlicher Tormann-Trainer. Die Probleme mit der Einkleidung haben wir in den Griff bekommen, die Spieler brauchen für die Team-Bekleidung jetzt eine eigene Tasche.

Sie müssen doch dermaßen massiver Kritik auch etwas abgewinnen können?

KALT: Natürlich denken wir nach. Wenn wir jetzt noch in der kurzen Zeit einen zweiten Physiotherapeuten herbekommen, dann werden wir das auch machen. Ich will das Gefühl haben, dass die Spieler gut betreut sind.

Verteidiger Matthias Trattnig hat in seinem Interview ebenfalls sehr offen über die mangelnde Professionalität im Team beschwert.

KALT: Ich weiß nicht, wer ihn da aufgestachelt hat. Es gibt halt einige, die Unruhe im Team gut finden. Wohin das führt, hat man bei den Fußballern gesehen. Dort ist das Nutella-Essen inzwischen wichtiger als alles andere.

Trattnig meinte, dass die vielen Absagen in direktem Zusammenhang mit dem Verhalten des Verbandes stünden?

KALT: Das ist absoluter Blödsinn. Bernd Brückler wird Vater, das respektieren wir und hat wohl wenig mit uns zu tun.

Und die anderen?

KALT: Thomas Pöck hat keinen Verein, der kämpft um einen Vertrag. Dazu kann man stehen wie man will. Michael Grabner und Reinhard Divis sind verletzt.

Bei den Kritikpunkten waren - zumindest hinter vorgehaltener Hand - auch Hotel und Verpflegung dabei?

KALT: Die Spieler schlafen in Vier- oder sogar Fünfsternhotels, die wir teuer bezahlen. Da passt alles. Ein Umfeld wie es Red Bull in Salzburg schafft, können wir nicht anbieten.

Weil wir gerade bei den Finanzen sind. . .

KALT: Dem Verband stehen 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Rund 450.000 Euro gehen in das Nationalteam, das ist aber durch Einnahmen aus dem Spielbetrieb und Sponsoren abgedeckt.

. . . und dann gibt es auch noch eine Stiftung?

KALT: Ja, die wirft - je nach der Entwicklung der Wertpapiere - etwa 90.000 Euro ab. Das Geld geht direkt in die Förderung der U18- und U20-Mannschaften.

Auch hier gibt es r den Vorwurf, Geld würde versickern.

KALT: Da kann ich nur lachen. Bei der Generalversammlung wird genau erklärt, wohin jeder Euro geht, den der Verband einnimmt. Dort hat sich noch nie ein Kritiker zu Wort gemeldet.

Wird es von Ihrer Seite eine Aussprache mit dem Team geben?

KALT: Ich habe nichts dagegen, wenn sich die Spieler offen äußern, aber eine Aussprache wäre die Aufgabe von Teamkapitän Giuseppe Mion. Ich kann mich nicht überall einmischen.

Wird es im Verband Änderungen geben?

KALT: Ja, ein externes Unternehmen plant gemeinsam mit uns eine Umstrukturierung.