50.000 Euro war Eric Maxim Choupo-Moting bisher einem Verein wert. Nicht den Großen, wo er sich zu einem der besten Nummer-neun-Back-ups hervortat. Es war der 1. FC Nürnberg, der sich eine Leihe des damals 20-Jährigen diese Summe hat kosten lassen. Die Mitspieler hießen da noch Andreas Ottl, Albert Bunjaku oder Angelos Charisteas. Dass daraus knapp zehn Jahre danach einmal Namen wie Kylian Mbappe, Neymar oder Angel Di Maria werden, war so wohl nicht zu erwarten.
Wo Choupo-Moting war, hat er auch getroffen. Nicht im Übermaß, aber solide. Je 22 Treffer für Mainz und Schalke (in 81 bzw. 106 Spielen) ermöglichten den Sprung ins Ausland zu Stoke City – ablösefrei, versteht sich. Die in der Fußballkultur fest verankerte Frage "Can you do it on a cold rainy night in Stoke?" musste der Deutsch-Kameruner mit Nein beantworten. Nach fünf Toren in nur einer – von Verletzungen geplagten – Saison ging es nach dem Abstieg von Stoke aus der Premier League eine Station weiter. Und dieser Wechsel am Deadline Day hat nicht nur in der Fachwelt für Staunen gesorgt.
180 Millionen für Mbappe, 0 für "Choupo"
Scheichklub Paris St. Germain holte den Stürmer nach Frankreich. Wer 180 Millionen Euro für Mbappe ausgibt, sollte spätestens beim Back-up auf die Kosten schauen. Durch den Abstieg von Stoke konnte Choupo-Moting ablösefrei wechseln. "Ich hatte immer ein gesundes Selbstbewusstsein. Wenn ich wechsle, dann will ich auch spielen. Hätte ich mir das nicht zugetraut, wäre ich nicht nach Paris gegangen", sagte Choupo-Moting zu "11Freunde" über den Wechsel. "Wenn ich spiele, aber ein 60-Millionen-Mann auf der Bank hockt, kommen halt Fragen auf", kennt der Stürmer die Mechanismen.
Mit neun Toren in 51 Spielen hat der meist von der Bank Kommende seine Aufgabe durchaus erfüllt. In Erinnerung bleibt Choupo-Moting in Frankreich durch zwei Szenen. Durch eines der wichtigsten Tore der Vereinsgeschichte im Viertelfinale gegen Atalanta Bergamo in Minute 93, als niemand mehr mit einem Aufstieg der Pariser rechnete. Die andere Szene hätte sich der 1,91-Mann lieber erspart. Selten zuvor hat ein Spieler auf so eine außergewöhnliche Art ein Tor seiner Mannschaft verhindert und zudem noch seine eigene Großchance vergeben (siehe Video). Das trieb sogar dem damals auf der Bank sitzenden Mbappe die Ungläubigkeit ins Gesicht. "Das ist schwer zu erklären. Ich habe die Bilder gesehen, es tut mir leid. Das ist wirklich schwer zu verstehen, aber es ging alles sehr schnell. Ich habe falsch reagiert und die Chance zunichtegemacht", erklärte der gebürtige Hamburger danach in Interviews.
Im Finale nach dem dramatischen Aufstieg gegen Bergamo warteten nach der Hürde RB Leipzig die Bayern. In zehn Minuten Einsatzzeit konnte der mittlerweile 33-Jährige die 0:1-Niederlage nicht verhindern. Doch statt gegen die Bayern zu spielen, spielte Choupo-Moting in der Saison darauf für die Bayern. Erneut als Back-up, versteht sich. Genauso wie die Ablösesumme, die es einmal mehr nicht gab. Als Nummer neun kann man hinter Robert Lewandowski nur die Nummer zwei sein, doch der Pole erzielt seine Tore mittlerweile für Barcelona. Zu Beginn der Saison noch verletzt, ist die Nummer 13 seit einigen Wochen gesetzt. Sogar mehr als das, die Bezeichnung Leistungsträger ist nicht überzogen. Fünf Tore und zwei Assists in den jüngsten vier Ligaspielen sowie drei Treffer in den letzten vier Champions-League-Spielen untermauern die Hochform. DFB-Trainer Hansi Flick hilft das nicht weiter. Der Stürmer läuft seit 2010 für das Heimatland seines Vaters auf.
Bis zum Ende der Saison läuft der Vertrag noch. Verlängerung nicht ausgeschlossen. Doch auch wenn Choupo-Moting einen neuen Verein finden wird, steht eines fest. Der Wechsel geht ablösefrei über die Bühne.