Bereits zum dritten Mal zog der ÖEHV-Tross nach Kanada, um sich mit den besten Junioren der Eishockeywelt zu messen. Nach dem ersten Versuch 2020 und der coronabedingt abgebrochenen 2021er-WM verkaufte sich Team Austria diesmal deutlich teurer. Wenngleich man wieder als Tabellenletzter seiner Gruppe vor dem Viertelfinale ausschied, spricht vieles für Weiterentwicklung und Lerneffekt auf diesem Niveau. Klar, gegen die Großnationen Schweden (0:6) und USA (0:7) war auch diesmal nichts zu holen. Dass Österreich an einem perfekten Tag den Nachbarländern Deutschland und Schweiz auch Punkte nehmen könnte, zeigte das Team von Interimstrainer Philipp Pinter phasenweise.

Es zeigt auch das gestiegene Selbstbewusstsein im Team, dass nach dem 2:4 gegen die Deutschen bittere Enttäuschung herrschte, das 2:3 zum Abschluss gegen die Schweiz sogar ernsthafte Frustration auslöste. Team Austria ging im Showdown um den letzten Platz im Viertelfinale nicht unverdient durch Leon Wallner in Führung, biss sich nach 1:2-Rückstand im Mitteldrittel wieder ins Spiel und glich durch Ian Scherzer aus. Gestützt auf einen starken Sebastian Wraneschitz, der schon zum dritten Mal zwischen den WM-Pfosten stand, lag die Überraschung in der Luft, am Ende setzte es aber den bitteren Gegentreffer, die Eidgenossen stiegen auf. "Es tut wirklich weh, mit so einer tollen Leistung im zweiten und dritten Drittel, wo man den Gegner einschnürt und im Griff hat, so ein Spiel tatsächlich zu verlieren", ärgerte sich Pinter. Der Villacher war aber auch stolz auf das gezeigte "starke Eishockey" seiner Mannschaft. "Die Entwicklung des Teams über dieses Turnier macht mich wirklich sehr stolz. Jetzt tun mir die Spieler aber wirklich leid, denn sie haben alles gegeben, sich voll aufgeopfert und als Team zusammengehalten", so der Vertreter von Marco Pewal, der aufgrund seines Engagements bei AHL-Klub Kitzbühel nicht mit nach Kanada flog.

Die Zahlen sprechen auch klar für den Trend, den Pinter im Verlauf der Spiele ausmachte. Zum Vergleich: Beim ersten Antreten im Dezember 2020 erzielte Team Österreich lediglich einen Treffer beim 1:7 gegen Russland. Auch mit 0:11 gegen die USA verlor man weitaus höher als dieses Mal. Zudem kassierte Österreich damals 29 Gegentreffer in vier Spielen, diesmal waren es "nur" 20. Diesmal schossen die Österreicher auch vier Tore. Dass mit Scherzer aber auch Senna Peeters (je 1 Tor, 2 Assists) immerhin zwei Stürmer auf drei Scorerpunkte in vier Spielen kamen, ist in Anbetracht des Niveaus und der dem Gegner geschuldeten defensiven Spielweise über weite Strecken des Turniers ebenfalls bemerkenswert. Zumal mit den NHL-Draftpicks Marco Kasper und Vinzenz Rohrer auch noch zwei absolute Leistungsträger in der Offensive fehlten. Und dass Nordamerika-Legionär Sebastian Wraneschitz mit einer Fangquote von 89,5 Prozent an den 90 Prozent kratzte, ist bei 4,34 Gegentoren im Schnitt und ganzen 124 Schüssen auf sein Tor auch nicht selbstverständlich. Der österreichische Einser-Schlussmann packte damit ganze 111 Mal in 180 Spielminuten erfolgreich zu. Definitiv verbesserungswürdig ist die Disziplin. Mit 82 Strafminuten sind die Österreicher die "bösen Buben" dieser WM.

"Wenn man im vierten Gruppenspiel einer A-WM die Chance hat, sich für das Viertelfinale zu qualifizieren, ist das etwas ganz Besonderes. Es überwiegt direkt danach die Enttäuschung, aber das Spiel war auf Messers Schneide und darauf kann man eigentlich wirklich stolz sein. Der Schwung, den das österreichische Eishockey genommen hat, war auch hier deutlich zu sehen. Viele Spieler werden auch bei der U20-WM im Dezember wieder dabei sein, es gilt, gegen solche Nationen wieder, den nächsten Schritt zu machen", resümierte Sportdirektor und A-Teamchef Roger Bader, für dessen Kader auch der ein oder andere demnächst infrage kommen wird.

Abstiegskampf im Dezember

Apropos nächste WM: Österreich wird im Winter wieder im Kreis der Besten vertreten sein. Möglich machen diesen langen Aufenthalt in der A-Gruppe allerdings nicht zwingend sportliche Gründe. Im Normalfall hätte man schon zwei Abstiegs-Playoffs absolviert. 2020 gab es keine Absteiger, weil coronabedingt nur die A-WM gespielt wurde, es damit an Aufsteigern fehlte. Diesmal waren die Ausschlüsse von Weißrussland und Russland Thema. Nun wird es jedenfalls gegen den Abstieg gehen, Gruppengegner sind Kanada, Tschechien, Deutschland und Schweden.