Dominic Thiem hat schweren Herzens aber doch seine Nennung für Wimbledon zurückgezogen. Dies bestätigte der US-Open-Sieger 2020 am Donnerstagabend in der Tennisakademie in Traiskirchen bei der Eröffnung des neuen Flutlichts auf der ATC-Anlage. Vielleicht feiert Thiem schon ab 4. Juli beim ATP-Challenger in Salzburg ein nächstes Comeback, sonst spielt er fix der Reihe nach in Baastad (11.7.), Gstaad und Kitzbühel.

Thiem hat sein bisher letztes Match auf der Tour bei den French Open in Paris bestritten. Danach strich er geplante Auftritte bei zwei Challenger-Turnieren, um einen Trainingsblock einzulegen. Und der war schwer notwendig, wie er in Traiskirchen bestätigte, denn nun sieht er doch signifikante Fortschritte. "Eigentlich geht es mir sehr gut, vor allem seit Paris geht es echt aufwärts. Seit zweieinhalb Wochen nach ein paar schweren Tagen nach Paris, wo ich wieder ins Training habe reinfinden müssen, macht es wieder Spaß", schilderte Thiem.

"Es ist jeden Tag echt was weitergegangen. Jetzt so langsam sehe ich mein altes Selbst wieder kommen auf dem Platz. Die Schläge passen, ich bewege mich wieder gut, ich bin fit und ich sehe jeden Tag richtig gute Fortschritte", erklärte der 17-fache ATP-Turniersieger. Der Trainingsblock sei genau das gewesen, was er gebraucht habe. Er sprach es nicht ganz so aus, aber sein Comeback auf der Tour kam wohl etwas zu früh. "Natürlich habe ich irgendwann wieder auf Wettkampf-Ebene zurückkehren müssen. Aber es war im Nachhinein betrachtet, einfach nicht genug und zu schwach für den Level, das muss man ganz ehrlich sagen."

Keine Überraschung

Dass der US-Open-Sieger 2020 nun Wimbledon sausen lässt, kommt nicht so überraschend. Sein aktuelles Training in Traiskirchen findet auf Sand statt und er hat für nach Wimbledon die Sandplatz-Turniere in Baastad (11. Juli), Gstaad (18.) und den Heim-Event in Kitzbühel (25.) eingeplant. "Es war noch eine leicht schwierige Entscheidung, weil natürlich will ich spielen", sagte er zur Wimbledon-Absage. "Aber auch im Hinblick auf das nächste halbe Jahr war es die intelligentere Entscheidung rauszuziehen."

Thiem hatte sich am 22. Juni des Vorjahres beim Rasenturnier auf Mallorca eine Handgelenksverletzung zugezogen, die ihn für 280 Tage von der Tour fernhielt. Nach seinem Comeback hat Thiem bei sieben Auftritten allerdings sieben Niederlagen erlitten, daher zog sich der Lichtenwörther zu einem Trainingsblock zurück. Nächste Woche steigert Thiem sein im Training gewonnenes Selbstvertrauen und fliegt nach Barcelona. "Ich fliege und werde dort zwei Wochen mit u.a. Rublew und Chatschanow trainieren, das heißt ich habe Top-Trainingspartner." In Traiskirchen mit etwas schwächeren Spielern klappe nun alles super. Nun will er in Barcelona sein Spielniveau "auf das nächste Level heben".

Belügen ist vorbei

"Jetzt kann ich zum ersten Mal ehrlich sagen, wo ich weder mich selber noch jemand anderen belüge, dass ich mich auf einem guten Weg befinde und bald wieder Topleistungen abrufen kann", hat Thiem Zuversicht geschöpft. Thiem ist mittlerweile auf Platz 352 im ATP-Ranking zurückgefallen. Dank seinem "geschützten Ranking" darf er nun aber auch fixe Startplätze trotz dem Absturz nutzen. Der US-Open-Sieger 2020 ist seit 12. Mai des Vorjahres ohne Sieg bzw. hat auf Tour-Level zehn Niederlagen in Folge erlitten (ohne einer Niederlage beim Challenger in Marbella).

Nach eventuell Salzburg, Baastad, Gstaad und Kitzbühel will er fix Cincinnati und die US Open spielen, eventuell je nach Abschneiden auch in Montreal. Er hat von seinen neun Turnieren mit "geschütztem Ranking" noch sieben übrig.Doch mit gestiegener Zuversicht und dem baldigen Erreichen des ersten großen Ziels, endlich wieder ein Match auf der Tour gewinnen, sollte der nächste Schritt möglich sein. Von Marbella bis Paris, gestand Thiem, sei es auch im Training gar nicht nach Wunsch gelaufen. "Ich habe von Marbella bis inklusive Paris von 35 Trainingssätzen gegen alle möglichen Spieler 34 verloren. Natürlich will ich das nicht so kommunizieren, wie schlecht ich mich wirklich fühle", blickte Thiem zurück. Nun hat es aber offenbar doch ein Klick gegeben, auch sein Bruder Moritz berichtete, dass der Absprung des Balles im Training von Thiem nun ganz anders sei als noch vor einigen Wochen.