Die Olympischen Wege sind weit. Wettkampfstätten und Unterkünfte sind oft gefühlte Ewigkeiten voneinander entfernt. Damit jeder auch immer sein Ziel findet, gibt es eine Busflotte, die den öffentlichen Verkehr größerer Städte vor Neid erblassen lässt. Gleiches gilt für die Taktung. Wenn ein Bus um 9 Uhr abfährt, dann macht er das auch. Nicht eine Minute früher, nicht eine Minute später. Gelenkt werden die Busse noch von Menschen, groß fühlt sich der Unterschied zu Robotern aber nicht mehr an. Was für die Abfahrt gilt, gilt selbstverständlich auch für die Ankunft. Wenn jemand in der Olympia-Blase sein Ziel nicht rechtzeitig erreicht, dann muss es Eigenverschulden gewesen sein.

China wäre nicht China, wenn es nicht häufig auch über das Ziel hinausschießt. Eine 10-km/h-Begrenzung in den Serpentinen von Yanqing trägt nicht unbedingt etwas zur Sicherheit bei. WC-Pausen, auch wenn kein Passagier eine braucht, sind nicht optional. Sie müssen passieren. So wollen es die Regeln.

Dafür bieten die Busse immerhin von der Zensur unberührtes WLAN. Besonders dann ein Trost, wenn der Bus-Wahn aus dem Ruder läuft. Nur durch eine Stiege von A und B getrennt stellt sich schnell ein Sicherheitsmann in den Weg und deutet freundlich auf die Bushaltestelle. Dass man dort womöglich 30 Minuten wartet, um einen Weg von zwei Minuten zurückzulegen, spielt keine Rolle. Besonders mühsam wird es für jene, die nach einem langen Tag im kalten Peking ihr Hotelzimmer schon in Sichtweite haben und die wenigen hunderten Meter nicht hingehen, sondern nur hinfahren dürfen. Auch das wollen die Regeln.