Sieben Wochen vor dem geplanten Termin sind Europas Top-Schwimmer nach wie vor im Ungewissen, ob die kontinentalen Meisterschaften ab 11. Mai in Budapest stattfinden. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie scheint es indes schon sehr unwahrscheinlich, dass es dann in Ungarns Hauptstadt um Gold, Silber und Bronze gehen wird. Europas Verband (LEN) spielt aber auf Zeit, ähnlich wie es punkto Olympia ist.

Felix Auböck und Co. haben damit aktuell überhaupt keine Planungsgrundlage, aber das ist nicht ihre einzige Sorge. Da die Trainingsbecken seit rund einer Woche geschlossen sind, fehlt ihnen das so essenzielle Wassertraining. Fit halten daheim ist für Schwimmer nicht mehr als ein Notprogramm. "Die komplette Sperre der Südstadt war für uns wie ein Schlag ins Gesicht", verdeutlichte etwa Christopher Rothbauer.

Der Brustlagen-Spezialist ist im Schwimm-Bereich für Rot-Weiß-Rot wie Rücken-Ass Lena Grabowski sowie die Krauler Marlene Kahler und Auböck schon für die Tokio-Spiele qualifiziert. Während die drei Erstgenannten in Österreich zuwarten, weilt Auböck an seinem Studienort in Michigan. "Ich warte auf Veränderungen", gab der 23-Jährige bekannt. "Ich weiß nicht, wie es weitergeht oder was ich machen soll."

Sein Vater Otto Auböck konkretisierte, dass sein Sohn wegen des eingestellten Trainingsbetriebs auf andere Trainingsmöglichkeiten auszuweichen versucht. "Aber von einer wirklich gezielten Vorbereitung auf EM oder Olympische Spiele - so diese stattfinden -, würde ich nicht sprechen." Eine Rückkehr nach Österreich ist derzeit nicht angedacht. "Nur, wenn die Situation hier besser wäre. Das ist auf absehbare Zeit nicht der Fall."

OSV-Sportdirektor Walter Bär hätte sich schon längst einen Beschluss in Bezug auf EM und Olympia gewünscht. "Wir sind von diesen Entscheidungen abhängig", sagte er. Am Donnerstag sind vom Weltverband (FINA) nun zumindest einmal die Qualifikationsevents in Tokio für Synchronschwimmerinnen und Wasserspringer auf Juni verschoben worden. Ob das ein realistischer Termin ist, scheint jedoch auch fraglich.

Die Aktiven schauen freilich noch in die nähere Zukunft. "Wenn die EM wirklich stattfindet, habe ich einen Stress", meinte Rothbauer, ob des sich täglich vergrößernden Trainingsrückstands. Freilich gehe es auch allen Konkurrenten ähnlich. Sein Heimtraining in improvisierter Kraftkammer, auf dem Rad, dem Ruder-Ergometer und im Laufen dokumentiert der 22-Jährige wie auch sonst jenes in der Schwimmhalle.

Was Olympia betrifft, plädiert der Sohn des Verbands-Vizepräsidenten Peter Rothbauer für eine Verschiebung um ein Jahr. "Dann wäre das für alle okay." Für Grabowski wäre auch eine Verlegung auf 2022 in Ordnung. "Für ein Jahr wäre mir lieber, aber nächstes Jahr ist ja schon vieles verplant", meldete sie von daheim aus Parndorf. Die Arbeit im Becken geht auch der 17-Jährigen ab: "Das Wassergefühl ist für uns eine ziemlich große Sache."

Kahler schließlich hat einige Tage gebraucht, um die Lage akzeptieren zu können. "Ich war enttäuscht, dass das Virus überhaupt so schwerwiegend in unser Land gekommen ist. Unter den Sportlern trifft das uns Schwimmer noch härter." Die 18-Jährige würde es sehr begrüßen, wenn sich für Leistungssportler eine Trainingsmöglichkeit ergeben würde - dann natürlich mit dem nötigen Sicherheitsabstand zueinander.

Für die 18-Jährige kommt dazu, dass sie im Matura-Jahr ist und nicht weiß, wann sie das Schuljahr abschließen wird. "Das ist noch ein Stresspunkt mehr." Es geht bei ihr nicht nur um den Reifeprüfungstermin, sondern auch um noch ausständige Schularbeiten in Mathematik und Französisch. Und auch die Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) hat Kahler noch zu schreiben, wofür sie als Leistungssportlerin einen Aufschub erhalten hat.