Drei Tage nach Neujahr und fünf nach ihrem historischen Triple am Semmeringer "Zauberberg" setzt Mikaela Shiffrin ihre Rekordjagd heute auf dem "Bärenberg" in Zagreb fort. Der Slalom-Klassiker in Kroatien ist für die Weltcup-Führende und zweifache Zagreb-Siegerin eine gute Chance, ihren 27. Weltcupsieg einzufahren und auch mit Ingemar Stenmark gleich zu ziehen.

Denn nur der legendäre Schwede (27) und Annemarie Moser-Pröll (41) hatten vor ihrem 22. Geburtstag mehr Siege auf dem Konto als die 21-jährige Amerikanerin, die erst am 13. März während des Heim-Finales in Aspen diesen Stichtag erreicht. Von ihren jüngsten 15 Slalom-Starts im Weltcup hat Shiffrin 14 gewonnen, dabei ihre letzten 12 in Folge. Fünf Slaloms hatte sie im Vorwinter verletzungsbedingt verpasst.

Seit ihrer Rückkehr hat Shiffrin aber alle sieben auf dem Programm stehenden Weltcup-Slaloms gewonnen. Schafft die Seriensiegerin heute auch die Nummer acht, egalisiert sie zudem die Bestmarken von Vreni Schneider (1988/89) und Janica Kostelic (2000/2001).

Mit satten 225 Punkten Vorsprung auf Titelverteidigerin Lara Gut (SUI) geht das einstige "Wunderkind" nach 15 Saisonrennen in das neue Jahr, das ihr u.a. die erste große Kistallkugel bringen soll. Und so wie die Slalom-Olympiasiegerin und Doppelweltmeisterin derzeit in den technischen Disziplinen drauf ist, kann sich die US-Amerikanerin heute Abend erneut zur "Snow Queen" krönen.

Nachdem sie am Semmering drei Rennen an einem Ort innerhalb von drei Tagen gewonnen hatte, kann sie nun in Zagreb zum dritten Mal innerhalb von fünf Jahren triumphieren. Trotz ihrer Müdigkeit trainierte sie deshalb wie die ÖSV-Damen am Neujahrstag in Obdach und am Montag in Zagreb.

Zwei Zagreb-Kronen hat sie schon, nun soll die dritte her. Denn Shiffrin ist vor den Toren der kroatischen Hauptstadt seit 2013 ungeschlagen. 2014 und 2016 wurden die Rennen auf dem nur knapp tausend Meter hohen "Sljeme" wegen Schneemangels abgesagt. Eine Bestmarke kann sie in Zagreb aber (noch) nicht knacken, Marlies Raich (Schild) hat hier gleich vier Mal gesiegt.

Der momentane Höhenflug hilft Shiffrin auch, um über die aktuelle Müdigkeit hinweg zu kommen. "Schon als Kind habe ich davon geträumt, fliegen zu können. Näher als am Semmering bin ich dem Gefühl bisher nicht gekommen", zeigte sie sich nach ihrem Österreich-Hattrick poetisch. "Ich habe dort die Zähne zusammen gebissen und etwas geschafft, was mich stolz macht", erklärte sie. Sie meine damit aber weder den Hattrick noch sonstige Rekorde. "Sondern dass ich den Kampf angenommen habe. Jetzt muss ich gut ins neue Jahr starten, mein Fokus liegt ganz auf Zagreb."

Wer also soll Shiffrin heute in Zagreb - erneut mit einer Entscheidung unter Flutlicht (13.00/16.15 Uhr, live ORF 1) - schlagen? Die letzte Slalomsiegerin, die nicht Shiffrin hieß, war vor einem Jahr in Flachau Veronika Velez-Zuzulova. Aber da war Shiffrin verletzungsbedingt nicht am Start.

Die Slowakin ist auch aktuell die Stärkste hinter Shiffrin. In Killington, Sestriere und am Semmering war sie Zweite hinter der Amerikanerin, die Schweizerin Wendy Holdener jeweils Dritte. Das Privileg, Shiffrin in einem Slalom zu besiegen, ließ zuletzt Zuzulova am Semmering aus. 0,33 Sekunden Vorsprung hatte sie bei der letzten Zwischenzeit, am Ende gewann aber doch wieder die junge Seriensiegerin aus Eagle-Vail.

Dass offenbar nur außergewöhnliche Umstände Shiffrin derzeit im Slalom vom Gewinnen abhalten können, weiß auch Bernadette Schild. "Wenn nichts Unerwartetes passiert, kann der Sieg in Zagreb nur über Mikaela gehen", sagte die Salzburgerin, warnte aber auch. "Man weiß nie, was passiert. Jeder muss erst Mal fehlerfrei runter kommen."

Schild selbst gelang am Semmering mit Platz fünf das beste Saisonergebnis der seit 18 Weltcup-Slaloms podestlosen ÖSV-Damen. Zuletzt auf dem Stockerl landete vor zwei Jahren in Zagreb Kathrin Zettel als Zweite. Der letzte ÖSV-Sieg gelang Nicole Hosp im November 2014 in Aspen.

Doch Schild will sich von dieser Statistik nicht runter ziehen lassen. "Ich möchte dort weiter machen, wo ich am Semmering aufgehört habe. Mit einem Top Ten Platz wäre ich zufrieden", geht die jüngere Schwester der wie Hosp und Zettel längst zurück getretenen Zagreb-Königin Marlies Raich aber weiterhin den Weg der kleinen Schritte.

Zagreb soll ein weiterer sein. "Der Slalom dort ist sehr lang und normalerweise ist lang gut für mich", freute sich Schild auf den "Sljeme". Zudem sei das Rennen stets sehr gut organisiert. "Es sind auch immer sehr viele Zuschauer da und die Stimmung ist super. Ich freue mich immer sehr darauf, dort zu fahren."