Sprachlos? Nahezu unfassbar was sich binnen weniger Minuten in der Grazer Merkurarena vor rund 5180 Besuchern zwischen Bundesliga-Aufsteiger GAK und dem WAC abspielte. Die Wolfsberger gingen nach einer intensiv geführten Anfangsphase nach elf Minuten mit 0:2 in Rückstand. Nach Ausschluss von Marco Perchtold (27.) – der GAKler übertrieb es im Zweikampf mit Thierno Ballo völlig und traf den WAC-Stürmer unschön am Sprunggelenk – erhöhten die Hausherren sogar auf 3:0. Was fehlte beim WAC? Die Mann-Orientierung.
Filme sollte man zwar bekanntlich nicht nach vor spielen, doch in dieser Situation muss es erlaubt sein. Es war schließlich die 80 Minute, die alles verändern sollte. Ab diesem Zeitpunkt hatten die Lavanttaler das Momentum auf ihrer Seite. Und es hatte sich teilweise schon mit dem Dreifachwechsel – Erik Kojzek, Ofori Agyemang und Boris Matic sollten für dementsprechend frischen Wind sorgen – direkt nach Wiederanpfiff abgezeichnet.
Wäre spannend, wie die Kabinenpredigt der Wolfsberger ausgesehen hat . . .
Eine Tatsache war unbestritten, der verwertete Strafstoß von David Atanga leitete die Wende ein. Wird es erneut das Spiel der stechenden Joker? Ja! Der WAC erhöhte die Schlagzahl sukzessive und so war es, wenig verwunderlich, der nächste Joker, der für den Anschlusstreffer sorgte. Name: Angelo Gattermayer. An Entertainment mangelte es keineswegs. 89. Minute: Gelb-Rot für Petar Filipovic. Der WAC hatte mit zwei Mann mehr Feuer gefangen, doch mit diesem Treffer hatte wohl niemand gerechnet. Michael Lang wurde zum Pechvogel der Grazer und fabrizierte ein sehenswertes Eigentor (92.). Doch nicht genug. Gattermayer sah seine Chance gekommen, köpfelte die Gäste tatsächlich noch zum 4:3-Auswärtssieg (98.) und avancierte zum Helden des Abends. „Die erste Halbzeit müssen wir aufarbeiten, aber in der zweiten Hälfte hat uns unser Kampfgeist und, dass wir nie aufgeben, ausgezeichnet. Nur dann kann man Spiele so drehen.“
Was lernen wir erneut daraus?
WAC-Chefcoach Didi Kühbauer hat einfach ein goldenes Händchen. „Das war ein Spiel, bei dem ich gleich mehrere Herzinfarkte hatte. Das darf die Mannschaft mit mir bald 54-Jährigen nicht mehr machen. Wenn schon, dann kann ich gleich von einer Brücke springen. Speziell freut es mich für Angelo, der in den letzten Wochen wenig Spielzeit bekommen hat, aber im Training immer alles gegeben hat.“
Für den Tabellenvierten war es der zweite Sieg in Folge und damit setzen sie sich vor dem letzten Duell kommenden Samstag daheim gegen den LASK in der Meistergruppe fest.