Florian Brungraber weiß, was er kann, ist selbstbewusst und fokussiert. Diese Tugenden zahlten sich bei den Paralympics in Paris wieder voll aus. Zum zweiten Mal nach Tokyo gab es Silber im Triathlon hinter dem Niederländer Jetze Plat, der in der Szene als Übermacht gilt. Dahinter setzte sich im erbitterten Kampf mit Geert Schipper in 59:25 Minuten durch. „Es klingt jetzt vielleicht sehr nüchtern, aber ungefähr genau so habe ich mir das auch vorgestellt“, sagt Brungraber, der die Dinge sehr realistisch betrachtet – auch im Moment des Medaillengewinns.

Besagter Schipper, der 55 Sekunden nach Brungraber ins Ziel kam, war schwer abzuschütteln. „Wir haben uns vom ersten Schwimm-Meter weg nicht voneinander lösen können, uns sicher 50 Mal berührt. Aber die letzten paar Meter habe ich sehr clever erwischt und war froh, dass ich kurz vor ihm aus dem Wasser gehoben wurde, das ist auch für den Kopf wichtig. Man merkt, dass er dann auch einmal nervös wird“, sagt Brungraber.

Im Ziel kannten die Emotionen keine Grenzen
Im Ziel kannten die Emotionen keine Grenzen © GEPA pictures

Zum Durchkämpfen war es in allen Disziplinen, beim Radfahren profitierte Brungraber auch davon, das Schipper Probleme mit der Schaltung hatte. „Da haben wir wirklich beide alles hineingelegt“, sagt der 39-Jährige, der dann bei aller Professionalität doch auch emotional wurde: „Die Medaille in Tokyo, meine erste, war natürlich ganz besonders. Aber was hier los war, vor so vielen Zuschauern habe ich noch nie Rennen absolviert. So viele Leute haben am Streckenrand meinen Namen geschrien, es waren also auch einige von daheim hier dabei“, strahlte er und gab zu, „dass vor allem der eigene Druck da war und es ist toll, dass es genau so aufgegangen ist.“

Riesenjubel bei Brungraber
Riesenjubel bei Brungraber © GEPA pictures

Das leidige Thema rund um die Seine ließ ihn am Ende eigentlich kalt. Schon vorher hatte er betont, dass es für alle gleich sei und auch die Verschiebung des Triathlons um einen Tag wegen der schlechten Wasserqualität am Vortag einfach hinzunehmen sei. „Es war sogar positiv für mich, weil in der Nacht auf Sonntag war ich viel nervöser. Als die Meldung der Verschiebung kam, ist das abgefallen und nicht wieder gekommen. Und man muss auch sagen, es ist nicht so, dass man hier in einer kompletten braunen Drecksbrühe schwimmt, bei einer Brücke sah man sogar sicher zwei Meter nach unten“, schildert er seine Erlebnisse im Wasser.

Brungrabers Zukunft ist noch offen

Gefeiert durfte dann auch werden, aber mit Maß und Ziel: „Denn es ist nicht so, dass ich hier das Handtuch fallen lassen kann, fix nicht. Weil die Saison geht ja noch weiter. Aber einmal gefeiert darf schon werden.“ Wie es für ihn sportlich weitergeht, ist noch nicht ganz geklärt. Auch nicht, ob er LA 2028 angreift. „Dazwischen wird hier erst einmal der 40er gefeiert. Aber ich bin schon davon überzeugt, dass ich dem Sport treu bleiben will. Vier Jahre sind eine lange Zeit, über LA müssen wir uns später gesondert unterhalten“, meint er.