Egal ob Fußball, Wandern, Segeln oder Schwimmen: In Österreich gibt es eine große Bandbreite an Sportvereinen. Angesichts der vielen Krisen der vergangenen Jahre stehen sie jedoch vor großen Herausforderungen. Welche den Vereinen besonders zu schaffen machen, zeigt eine neue Umfrage unter Mitgliedern der 5480 Vereine, die zum Allgemeinen Sportverband Österreich (ASVÖ) gehören.

Ehrenamt erlebt weniger Zulauf

Die Online-Umfrage vom wurde vom „Market“-Institut durchgeführt. In 1625 Vereinen hat durchschnittlich ein Drittel der Empfänger an der freiwilligen Umfrage teilgenommen. 86 Prozent der Befragten klagen darüber, dass das Rekrutieren von Personen für ehrenamtliche Tätigkeiten zunehmend schwieriger wird. „Die klassischen braven Vereinsmitglieder wie früher gibt es heute nicht mehr. Die Menschen werden individueller und vielfältiger, man muss Persönlichkeiten besser managen“, sagt „Market“-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer bei der Präsentation der Ergebnisse.

„Market“-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer | „Market“-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer bei der Präsentation der Vereinsumfrage
„Market“-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer
| „Market“-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer bei der Präsentation der Vereinsumfrage © Thorsten Vincetic / ASVÖ

Jene, die sich für ehrenamtliche Arbeit gewinnen lassen, verbringen viel Zeit damit. Eine Person verbringt laut der Umfrage knapp 29 Stunden pro Woche mit freiwilligen Tätigkeiten. „Die Österreicherinnen und Österreicher haben nach wie vor eine große Wertschätzung für das Ehrenamt. Um selbst ins Tun zu kommen, haben sie aber höhere Ansprüche“, so Beutelmeyer. Dabei gehe es vor allem darum, sich durch eine sinnvolle Tätigkeit weiter qualifizieren zu können.

Höhere Kosten, weniger Einnahmen

Auch die Inflation geht an den Vereinen nicht vorüber: Für 85 Prozent sind die Gesamtausgaben in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. Die Mitgliedsbeiträge sind währenddessen im Durchschnitt nur leicht angehoben worden. Eine vergleichbare Umfrage aus dem Jahr 2016 ergab einen durchschnittlichen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 91,38 Euro. Dieses Jahr wurde ein Durchschnittswert von 105,40 Euro angegeben. In Anbetracht der Rekordteuerung der vergangenen Jahre stellt das einen Einnahmenrückgang dar.

Eigene Sportanlagen werden für Österreichs Vereine immer mehr zum Luxus. Weniger als ein Drittel der befragten Vereine verfügt über zumindest eine eigene Sportanlage. Die Anlagen sind zudem in der Regel alt, bei 44 Prozent der Befragten sogar älter als 30 Jahre.

Regierung müsse sich „Gedanken machen“

„Sport Austria“-Präsident und ehemaliger burgenländischer Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) sieht die Politik in der Verantwortung: „In den letzten Jahrzehnten haben mehr Sportstätten geschlossen als geöffnet. Wenn es im ganzen Westen kein 50-Meter-Schwimmbecken gibt, läuft was falsch. Darüber muss sich die kommende Regierung Gedanken machen.“

Podiumsdiskussion 75 Jahre ASVÖ | ASVÖ-Präsident Christian Purrer, „Sport Austria“-Präsident Hans Niessl, Dieter Brosz (Sportministerium), Werner Beutelmeyer und ASVÖ Steiermark-Geschäftsführerin Manuela Fally
Podiumsdiskussion 75 Jahre ASVÖ
| ASVÖ-Präsident Christian Purrer, „Sport Austria“-Präsident Hans Niessl, Dieter Brosz (Sportministerium), Werner Beutelmeyer und ASVÖ Steiermark-Geschäftsführerin Manuela Fally © Thorsten Vincetic / ASVÖ

Ein weiteres Thema der Befragung war die Parteilichkeit der Dachverbände. Neben der ÖVP-nahen Sportunion und der SPÖ-nahen Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur (ASKÖ) ist der ASVÖ als dritter Dachverband nicht parteilich. Für 87 Prozent der Umfrageteilnehmer ist diese Überparteilichkeit viel wert. „Die Parteien spielen heute kaum noch eine Rolle“, merkt hingegen ASVÖ-Präsident Christian Purrer an. Es gehe den Menschen vor allem um ein gutes Angebot.